Ein Engländer in Belfast

Personalie

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

James Brokenshire hatte bisher einen eher gemächlichen Job. Der 49-jährige Konservative ist seit Sommer 2016 Nordirland-Minister im Kabinett von Theresa May. Das Amt mit Sitz auf Schloss Hillsborough - der offiziellen Residenz von Königin Elisabeth II. in Nordirland, westlich von Belfast gelegen - ist nicht zu verwechseln mit dem des Ersten Ministers in Nordirland. Während der Erste Minister vom nordirischen Parlament bestimmt wird und die Regionalregierung anführt, ist der Nordirland-Minister Teil der britischen Zentralregierung. Er vertritt diese in Nordirland. So weit, so unspektakulär.

Die Geschichte des Amtes ist allerdings spektakulär. Sie beginnt inmitten des heißen Nordirlandkonfliktes: Im März 1972, zwei Monate nach dem »Bloody Sunday« - dem Tod von 14 katholischen Zivilisten bei einer Demonstration und der darauffolgenden Gewalteskalation zwischen pro-irischen und pro-britischen Paramilitärs -, löste die britische Regierung das Regionalparlament in Belfast auf. Nordirland wurde daraufhin von einem aus London gesandten Nordirland-Minister regiert.

Mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 wurde die Selbstverwaltung wieder in die Hände des Belfaster Parlaments gelegt, seit 2007 hatte der Nordirland-Minister wegen stabiler Verhältnisse in Belfast nicht mehr viel zu tun. Doch seit Monaten brodelt es im Norden der Insel. Im Januar zerbrach die Einheitsregierung aus DUP und Sinn Féin. Seitdem kommt eine neue Regierung nicht zustande. Ende letzter Woche lief die Frist für die Regierungsbildung ab. Wenn sich nicht bald eine Lösung findet, wird zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder London direkt in Belfast regieren, in Gestalt von James Brokenshire. Für Montagabend hat er eine Rede im Unterhaus angekündigt. Der Anwalt aus Essex ist seit 2005 Abgeordneter, 2014 bis 2016 war er Minister für Sicherheit und Migration. Als Nordirland-Minister ist er durchaus umstritten und steht, wie die gesamte Regierung May, im Ruf, parteiisch zugunsten der DUP zu sein.

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