Dutzende G20-Gegner zu Schaden gekommen
Etwa 12.000 Menschen haben an der »Welcome to hell«-Demo teilgenommen / Sprecher geht von über 100 verletzten Protestteilnehmern aus
Berlin. Mehrere Menschen wurden am Donnerstagabend in Hamburg verletzt, nachdem etwa 12.000 Personen an der »Welcome to hell«-Demo gegen den G20-Gipfel im Hamburg teilgenommen hatten.
Georg Ismael, Sprecher des »Internationalistischen Blocks«, erklärte, die Polizei habe die Demonstranten angegriffen. Er gehe von über 100 Verletzten aus. Der Staat lasse »null Demokratie für alle jene« zu, »die gegen Kapitalismus und Krieg kämpfen«. Die globalisierungskritische Organisation Attac sprach von einer »Eskalation mit Ansage«, für die die Sicherheitskräfte verantwortlich seien.
Nach Angaben der Hamburger Polizei sind 159 Beamte verletzt worden. Informationen über verletzte Demonstranten habe die Polizei Hamburg nicht, teilte ein Sprecher dem »nd« mit. Insgesamt seien bis Freitagmorgen 60 Personen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle Hamburg gegenüber »nd«. Ob es sich um Polizeibeamte oder Demonstranten handele und mit welchen Verletzungen die Menschen eingeliefert wurden, könne nicht genau gesagt werden. Die Zahl kann sich auch im Laufe das Vormittags nach oben verändert haben, sagte der Sprecher.
Gabriele Heinecke vom Anwaltlicher Notdienst bestätigt bei einer Pressekonferenz des Medienzentrums FC/MC insgesamt 14 verletzte Personen, darunter auch Schwerverletzte. Ein Demonstrant sei trotz eines offenen Knochenbruchs in die Gefangenensammelstelle (GeSa) anstatt ins Krankenhaus gebracht worden. Eine Sprecherin des Notdiensts geht von vielen Demonstranten, die zu Schaden gekommen seien, aus. Genauere Zahlen könne sie jedoch nicht herausgeben, da die Gesamtzahl der Betroffenen schwer zu überblicken sei. Auch die sich im Einsatz befindenden Demosanitäter können aus diesem Grund keine belastbaren Angaben zu den insgesamt beim Polizeieinsatz verletzten Menschen machen.
Der Anwaltliche Notdienst berichtet zudem von Schwierigkeiten mit den in der GeSa inhaftierten Menschen Kontakt aufzunehmen. Mit »abseitigen Erklärungen« werden Anwälte davon abgehalten mit den Gefangenen zu sprechen, sagt Heinecke.
Die Polizei wirft den Demonstranten Angriffe mit Steinen, Flaschen und Laserpointern vor. 45 Menschen seien nach Polizeiangaben festgenommen und zwölf in Gewahrsam genommen worden. Die Beamten selbst setzten nach eigenen Angaben Wasserwerfer, Pfefferspray und Schlagstöcke ein.
Das G20-Gipfeltreffen beginnt am Freitagvormittag unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Mindestens 19.000 Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet sichern das Treffen. Seit dem Morgen versuchen Aktivisten die Abläufe des Gipfels unter anderem durch Massenblockaden rund um den Tagungsort zu behindern. Der größte Demonstrationszug der Gipfel-Kritiker wird mit bis zu 100.000 Teilnehmern für Samstag erwartet. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.