Die Seilbahn ist langsam im Kommen

ÖPNV-Projekte in Bonn und Wuppertal in der Diskussion

  • Petra Albers, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

In einer Gondel über den Dächern schweben, den Stau umgehen und stattdessen die Aussicht genießen - Seilbahnen als alternative Verkehrsmittel sind in Deutschland noch weitgehend Vision. In der Vergangenheit kamen immer mal wieder in verschiedenen Kommunen solche Pläne auf - und waren dann meist bald wieder vom Tisch. Zurzeit laufen in Bonn und Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) ernsthafte Diskussionen über den Bau einer Seilbahn als Bestandteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).

In Köln schweben Gondeln bereits seit 60 Jahren über den Rhein. Allerdings gilt diese Seilbahn, die 1957 zur Eröffnung der Bundesgartenschau startete, vor allem als Touristenattraktion. Ähnlich ist es in Koblenz, wo die Bundesgartenschau 2011 den Anstoß für eine Seilbahn gab. In Berlin gibt es anlässlich der Internationalen Gartenausstellung 2017 nun auch eine Seilbahn.

In vielen Metropolen Lateinamerikas seien Seilbahnen schon lange ein wichtiges Verkehrsmittel, sagt Prof. Dirk Heinrichs vom Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. »Ein großer Vorteil ist, dass Seilbahnen wenig Platz brauchen - lediglich für die Station und die Pfeiler.« Deshalb seien sie vor allem in bereits gewachsenen, dicht bebauten Gebieten eine Option. Wenn starke Höhenunterschiede zu überwinden sind, seien Seilbahnen in der Regel deutlich kostengünstiger als Schienen oder Straßen. In Europa würden Seilbahnen bislang selten im Pendlerverkehr eingesetzt. »Aber sie sind so langsam im Kommen.«

In Bonn hat ein Gutachten im Auftrag der Stadt ergeben, dass eine Seilbahn technisch machbar ist. Sie soll vom UN-Campus an der Museumsmeile zur Uni-Klinik auf dem Venusberg führen - mit Option einer Verlängerung über den Rhein. Laut Studie würde die Seilbahn mindestens 7000 Fahrgäste pro Tag befördern, was zu einer deutlichen Verkehrsentlastung führe. Die Investitionskosten bei der verlängerten Variante lägen bei 40 Millionen Euro. Da die Seilbahn als Teil des ÖPNV gelten soll, könne das Land NRW den Bau mit bis zu 90 Prozent fördern.

Mit mehreren Diskussionsveranstaltungen setze die Stadt Bonn auf eine »sehr frühzeitige Beteiligung der Bürger«, betont ein Sprecher. Und die sind keineswegs alle einverstanden. Die geplante Seilbahn sei nicht wirtschaftlich, »eine ökologische Dreckschleuder«, sagt etwa Gundolf Reichert, Vorsitzender der Bürgerinitiative »Bonn bleibt seilbahnfrei«. Eigenen Zählungen zufolge gebe es auf dem Venusberg gar kein Stauproblem. Statt einer Seilbahn, die für Anwohner längere Fußwege zur Folge hätte, sollten lieber Alternativen wie eine bessere Busanbindung geprüft werden.

Auch in Wuppertal gibt es Widerstand gegen die Seilbahn-Pläne. Eine Bürgerinitiative sieht unter anderem schlechtere Verbindungen durch verlängerte Umsteigezeiten, Anwohner fürchten um ihre Privatsphäre durch neugierige Blicke von oben.

In Wuppertal gleitet bereits seit mehr als 115 Jahren die berühmte Schwebebahn. Eine Seilbahn soll nach dem Willen der Befürworter den Hauptbahnhof mit der Universität verbinden. Nach einem Gutachten im Auftrag der Stadtwerke wäre eine Seilbahn für die Topografie Wuppertals sehr gut geeignet: 165 Höhenmeter sind zu überwinden. Bis zu 3500 Fahrgäste pro Stunde könne die Bahn befördern. Die Investitionen lägen den Berechnungen nach bei 82 Millionen Euro. Demnächst will der Stadtrat entscheiden, ob das Projekt vorangetrieben werden soll. dpa/nd

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