Hunderttausende wollen in Istanbul demonstrieren
Gegen Erdogans Politik: »Marsch für Gerechtigkeit« der türkischen Opposition endet mit Großkundgebung / CHP will weitere Schritte ankündigen
Berlin. Der »Marsch für Gerechtigkeit« des türkischen Oppositionsführers Kemal Kilicdaroglu endet am Sonntagnachmittag mit einer Großkundgebung in Istanbul. Der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei CHP will bei der Versammlung am Ufer der Marmara-Meers weitere Schritte ankündigen, wie »Gerechtigkeit« in der Türkei wiederhergestellt werden könne. Erwartet werden hunderttausende Menschen. Kilicdaroglu hatte den 420 Kilometer langen Marsch am 15. Juni in Ankara aus Protest gegen die Festnahme seines Parteifreunds Enis Berberoglu begonnen, den er am Sonntag in seinem Gefängnis in Istanbul besuchen will. Zuletzt folgten täglich zehntausende Menschen Kilicdaroglu.
Die Demonstration richtet sich gegen die Politik von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seiner islamisch-konservativen Regierung. Auslöser war die Verurteilung des CHP-Abgeordneten Enis Berberoglu zu 25 Jahren Haft wegen Geheimnisverrats. Kilicdaroglu kritisierte vergangene Woche gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sich im Zuge des nach dem Putschversuch verhängten Ausnahmezustands ein »Klima der Angst« in der Türkei breitgemacht habe.
Kilicdaroglu sagte, das Urteil gegen Berberoglu »war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat«. Man habe die Situation nicht mehr tolerieren können. »Wir mussten dagegen protestieren und die Forderungen von allen Teilen der Gesellschaft zur Sprache bringen«. Die Demonstranten waren am Freitag an der Provinzgrenze von Istanbul angekommen. Am Sonntag laufen sie symbolisch nur noch wenige Kilometer bis zum Versammlungsort.
Sowohl Ministerpräsident Binali Yildirim als auch Staatspräsident Erdogan hatten Kilicdaroglu und seinen Anhängern vorgeworfen, mit Terrororganisationen zusammenzuarbeiten. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!