Der schwarze und der bunte Block
Kerstin Ewald fordert genaues Hinsehen und ein differenzierendes Resümee
Die Vorstellung, wie Leute sorgenvoll in ihren Häusern saßen und fürchteten, dass die Flammen brennender Barrikaden auf ihre Häuser überspringen könnten, macht betroffen. Zu dumm auch, dass die Zerstörungswut eines Teils von ProtestteilnehmerInnen auch G20-Kritiker getroffen hat.
Einige Ursachen scheinen auf der Hand zu liegen: Da ist ein Hamburger Bürgermeister, der seit Anbeginn der Tagungsplanungen vor der zu erwartenden Militanz gewarnt wurde, sich aber entschlossen hatte, das G20-Treffen durchprügeln zu lassen. Die von heimischen Autonomen ausgegebenen Losungen »Welcome to Hell« und »Join the Black Bloc« motivierten Militante aus ganz Europa, hohen Sachschaden zu produzieren. Inspiriert wurden sie dabei von Jugendrevolten in Griechenland und Pariser Banlieues, von Orten also, an denen viele junge Leute von der gesellschaftlichen Entwicklung abgehängt werden. Vor Ort war ihr Widerstand von den Protestbündnissen kaum mehr lenkbar. Zudem wurden sie angestachelt von einer autoritären Verwaltung und von eskalierenden Polizeieinsätzen.
Der Krawall, der mal wieder das Nachspiel dominiert, ist jedoch kein Grund, Proteste in Zukunft abzublasen. Im Gegenteil: Zur Entwicklung und Verbreitung linker Positionen trugen Alternativgipfel, Blockaden und Demos durchaus bei, diese Aktionsformen gilt es weiter auszubauen.
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