Erstes Fairphone nur noch für Bastler
Niederländischer Hersteller schränkt Lieferung von Ersatzteilen für die erste Smartphonegeneration nach nicht einmal vier Jahren ein
Es ist das Smartphone für das etwas bessere Verbrauchergewissen: Mit dem Fairphone kämpft eine gleichnamige Firma aus den Niederlanden seit 2013 für mehr Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Produktionskette auf dem umkämpften Handymarkt. Das Konzept brachte Fairphone Lob von Umweltschützern sowie von Forschern wie dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration ein. Der Clou: Neben einer transparenten Produktion von den Rohstoffen bis zum Endprodukt soll auch die anstrebte Langlebigkeit der Geräte überzeugen. Dafür bietet Fairphone für die wichtigsten Bauteile seiner Smartphones wie Akku, Kamera, USB-Anschluss und Display Ersatzteile zur Nachbestellung an.
Doch mit dieser Idee ist nun teilweise Schluss: Nutzer des Modells Fairphone 1 können künftig keine Originalbauteile mehr nachbestellen, wie das Unternehmen vor einigen Tagen auf seiner Website erklärte. »Leider haben wir den Punkt erreicht, an dem wir unser erstes Smartphone nicht weiter unterstützen können«, heißt es in einer Mitteilung. An anderer Stelle verrät Unternehmenschef Bas van Abel die Gründe. Man stoße schlicht an die Grenzen der »ökonomischen Realität«, da die Beschaffung von Ersatzteilen in geringen Stückzahlen zu teuer sei. Auch sei kaum ein Produzent bereit, kleine Margen an Bauteilen zu produzieren.
Was van Abel damit meint, lässt sich anhand von Zahlen illustrieren. Im Mai 2016 feierten die Niederländer den Verkauf von 100.000 Geräten seit dem Start der ambitionierten Idee im Jahr 2013. Zum Vergleich: Beim Branchenriesen Apple gingen im diesjährigen ersten Quartal weltweit 78 Millionen iPhones über die Ladentheke. Insofern bleibt das Fairphone auch auf absehbare Zeit weiter ein Nischenprodukt für Überzeugungstäter.
Die dürften nun reichlich verärgert sein, sofern sie Besitzer des Fairphone 1 sind, da es mit der Langlebigkeit ihres Mobiltelefons nun zunehmend schwieriger wird. Völlig hilflos will das Unternehmen seine Kunden jedoch nicht dastehen lassen: So verweisen die Niederländer beispielsweise auf den hauseigenen Community-Marktplatz, wo Privatpersonen nicht mehr gebrauchte Fairphones oder Ersatzteile zum Kauf anbieten. Käufer der ersten Baureihe dürften dank dieser Möglichkeit noch einige Zeit an dringend benötigte Komponenten gelangen. Bei sich stark abnutzenden Bauteilen, allen voran dem Akku, dürfte es aber schnell zu Engpässen kommen.
Auch die Softwareupdates für das Fairphone 1 sind betroffen. Neue Versionen des bekannten Betriebssystems Android wird es für die erste faire Mobiltelefongeneration ebenfalls nicht mehr geben. Für die im Herbst 2014 herausgebrachte zweite Generation seien aber auf absehbare Zeit weiterhin Ersatzteile zu bekommen, verspricht Fairphone. Über ein drittes Modell ist indes noch nichts bekannt. Die Entwicklungen sollen aber laufen.
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