Lehrer in Berlin beklagen zunehmenden Antisemitismus

Befragung des AJC: Einige Schüler üben unter Anleitung »religiöser Autoritäten« aus Moscheevereinen Druck auf Mitschüler aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Antisemitismus unter Schülern mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund gehört laut einer nicht repräsentativen Umfrage zum Berliner Schulalltag. Zu diesem Befund kommt eine qualitative Befragung von Lehrerinnen und Lehrern an 21 Berliner Schulen, wie die rbb-»Abendschau« am Mittwoch unter Berufung auf das American Jewish Committee (AJC) berichtete.

Ein Großteil der befragten Lehrer in Berlin ist demnach schon mit antisemitischen Vorfällen konfrontiert worden. Einige Schüler würden unter Anleitung »religiöser Autoritäten« aus Moscheevereinen Druck auf Mitschüler ausüben. Leidtragend seien vor allem Mädchen und junge Frauen, säkulare Muslime und Homosexuelle.

Das AJC hatte den Angaben parallel zu dem Projekt »Demokratie stärken - Aktiv gegen Antisemitismus und Salafismus« eine Dokumentation von Interviews mit Lehrkräften vom Herbst 2015 bis zum Frühjahr 2016 in Auftrag gegeben. Demnach verstärken sich insbesondere antisemitische Tendenzen an Schulen.

Bei der Untersuchung waren in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule und Medien in Berlin-Brandenburg Lehrkräfte aus 21 Schulen in acht Berliner Bezirken im Sekundarbereich befragt worden, hieß es weiter. Darunter waren Schulen mit einem hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund, aber auch Schulen in sehr bürgerlichen Gegenden. Die Verfasser betonen, dass es sich bei der Umfrage um keine repräsentative Untersuchung der Gesamtsituation an Berliner Schulen handelt, sondern vielmehr »um eine empirische Annäherung an das Thema«, wie der rbb berichtet.

Deidre Berger, die Direktorin des American Jewish Committee, sagte laut rbb, die Befragung habe vor allem gezeigt, dass es sich »nicht mehr um Einzelfälle« handele. Gleichzeitig warnte sie vor einer anderen, »neuen Stigmatisierung« Jugendlicher und sprach sich für einen Dialog in Schulklassen über den Nahost-Konflikt, über Israel und die Juden aus. Ein Ergebnis der Dokumentation sei aber auch, dass viele Lehrkräfte diese mitunter unangenehmen Dialoge vermeiden. epd/nd

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