Falsch verzogen

  • Robert Rescue
  • Lesedauer: 3 Min.

Eigentlich ein irrsinniger Plan von mir. Die Wohnung unter meiner stand leer, wurde von der Hausverwaltung saniert und stand dann wieder leer. Niemand wollte 780 Euro für 1,5 Zimmer zahlen, trotz Wohnungsnot. Also habe ich mir gedacht, ich ziehe da ein, weil sie ja saniert ist, und zahle weiterhin den alten Preis für meine unsanierte Wohnung. Natürlich ist die Hausverwaltung irgendwann dahintergekommen und dann mussten sie sogar klingeln, weil ihr Schlüssel nicht in das neue Schloss passte.

»EM Hausverwaltung, Breitscheid mein Name. Wer, zum Teufel, sind sie«, rief der Mann. - »Ich bin Mieter«, antwortete ich. - »Aber davon wissen wir nichts«, rief er. »Und sie zahlen keine Miete. Außerdem haben sie sich nicht vorgestellt. Wir haben keinen Gehaltsnachweis und keine SCHUFA-Auskunft.« - »Aber ich wohne doch längst hier«, erwiderte ich. »Seit zwölf Jahren.«

Der Mann holte einen Ordner heraus. »Das kann nicht sein. Wir haben hier eine Sanierung durchgeführt. Davor wohnte hier Frau Pansen. Das sind sie nicht. Also wer sind sie?« Ich nannte meinen Namen. »Den Mieter finde ich hier, aber sie wohnen im zweiten Stock. Seit zwölf Jahren. Wie sie gesagt haben.« - »Da müssen Ihre Unterlagen falsch sein«, behauptete ich. »Ich wohne seit zwölf Jahren hier in dieser Wohnung.« - »Aber wir haben einen Bautrupp hierher geschickt, um die Wohnung im ersten Stock zu sanieren, die leerstand. Die Wohnung von Frau Pansen.« - »Monika hat aber im zweiten Stock gewohnt«, korrigierte ich. »Und ihre Wohnung wurde nicht saniert. Ich bin öfter mal hochgegangen. Handwerker waren zwar da, aber die haben nur rumgesessen und Bier getrunken. So wie man sich das klischeehaft vorstellt. Ich hatte überlegt, die Hausverwaltung zu informieren, aber ich habe es dann doch nicht gemacht, weil ich kein Denunziant bin.«

Herr Breitscheid war irritiert. »Frau Scholz hat eine Abnahme gemacht. Vor, naja, drei Monaten und in dieser Wohnung. Das ist alles hier protokolliert.« - »Ach, die Frau Scholz etwa? Haben sie sich vergewissert, ob die von ihrem Geisteszustand her für diesen Job geeignet ist? Ich habe die im Hof gesehen. Die war nackt und auf dem Boden lag eine Strohpuppe, um die sie herumgetanzt ist. Die hat sonst was gemacht, aber bestimmt keine Wohnung abgenommen.«

Der Mann dachte nach. »Es gibt ... es gibt da so Gerüchte in der Firma, was ... was Frau Scholz anbetrifft.« - »Na, dann sollten Sie denen mal nachgehen«, riet ich ihm. »Und dann sollten Sie sich um die Wohnung im zweiten Stock kümmern.«

Ich schloss die Tür. Puh, gerade noch mal gut gegangen, wurde mir klar. Aber die würden wiederkommen, bald schon. Ich nahm meine Habseligkeiten und trug sie wieder hoch. Wahrscheinlich würde dort auch bald jemand klingeln. Vielleicht sogar Frau Scholz. Die soll mal den Geisteszustand von Herrn Breitscheid prüfen, werde ich ihr sagen. Offenbar hat der Halluzinationen. Ich wohne schließlich schon seit zwölf Jahren im zweiten Stock.

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