Skandal um die WM 2006 wird teuer

Dem DFB droht Nachzahlung von 26 Millionen Euro

  • Sebastian Stiekel, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.

Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) drohen in der WM-Affäre Steuernachzahlungen von rund 26 Millionen Euro. Das hat der Verband bei der Vorstellung seines Finanzberichts für das Geschäftsjahr 2016 nun zum ersten Mal selbst eingeräumt.

Diverse Medien hatten bereits im März darüber berichtet, dass die Steuerfahndung dem Verband vorwirft, den Fiskus bei der Rückzahlung eines ominösen Darlehens von 6,7 Millionen Euro an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im Jahr 2005 bewusst getäuscht zu haben. Am Montag verwiesen der DFB und sein Wirtschaftsprüfer in ihrem Finanzbericht nun selbst auf ein Schreiben des Finanzamts Frankfurt am Main vom Februar 2017, in dem die Behörde ankündigt, dem Verband nachträglich die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkennen und deshalb geänderte Steuerbescheide erlassen zu wollen. Dann wären Steuernachzahlungen und Zinsbelastungen in Höhe von etwa 26,2 Millionen Euro fällig.

Präsidium und Anwälte des DFB gehen davon aus, dies durch einen entsprechenden Einspruch verhindern zu können. Die Faktenlage rechtfertige nicht den Erlass neuer Steuerbescheide, sagte DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Er räumte jedoch ein, dass »die Nachwirkungen der sogenannten WM-Affäre« den Haushalt »wesentlich belasten« würden. Insgesamt hätte der DFB seit der Enthüllung des Skandals im Herbst 2015 bereits 7,11 Millionen Euro zu dessen Aufklärung und Bewältigung aufwenden müssen. Dazu würden unter anderem Kosten für Anwälte und den sogenannten Freshfields-Report zählen, der die Affäre um die WM 2006 im Auftrag des Verbands aufklären sollte.

Trotz dieser Ausgaben und erster Investitionen in die geplante DFB-Akademie in Frankfurt schloss der Verband auch das Geschäftsjahr 2016 mit einem positiven Ergebnis ab. »Der DFB ist wirtschaftlich gesund«, sagte Osnabrügge. »Wir haben eine hohe Eigenkapitalquote und sind in der Lage, allen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.« Ob zu diesen Verpflichtungen auch die drohenden Steuernachzahlungen von rund 26 Millionen Euro kommen werden, ist offen. Denn im Kern sind die WM-Affäre und die genaue Verwendung der ominösen 6,7 Millionen Euro nach wie vor nicht aufgeklärt. Osnabrügge hingegen sprach am Montag von den Nachwirkungen der WM-Affäre, die die alte Führung hinterlassen habe. »Unsere Möglichkeiten der Aufklärung sind erschöpft«, so der DFB-Schatzmeister.

Zum Problem für die neue Führung des Deutschen Fußball-Bundes wird allerdings, dass es ständig neue Enthüllungen in der WM-Affäre gibt und die Aufklärungsarbeit des Verbandes die dafür geflossenen 7,11 Millionen Euro fragwürdig erscheinen lassen. Aber auch da sagte Osnabrügge: »Die Ergebnisse rechtfertigen den Aufwand. Selbst die Staatsanwaltschaft greift auf Untersuchungen von Freshfields zurück. Und alle neuen Erkenntnisse basieren auf Unterlagen, auf die der DFB keinen Zugriff hatte.« dpa/nd

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