»Jetzt wissen wir, worum es geht«

Der 1. FC Union will es nach dem knapp verpassten Aufstieg in dieser Saison besser machen

Egal, wen man vor der an diesem Wochenende beginnenden Zweitligasaison fragt, vier Namen werden immer genannt. Eintracht Braunschweig, FC Ingolstadt, Darmstadt 98 und der 1. FC Union: Diese Vereine sieht die große Mehrheit der Trainer am Ende der Spielzeit ganz vorn. Für die Berliner Fußballer ist das ein Problem. Denn: »Wir wollen besser sein als in der letzten Saison«, sagt Stürmer Sebastian Polter. Aus vier mach drei, heißt es also in Köpenick - einen der genannten Favoriten muss Union hinter sich lassen. »Eine Top-Drei-Platzierung« - so lautet das in der offiziellen Sprachregelung des Klubs etwas umständlich formulierte Saisonziel.

Das Wort »Aufstieg« wird, so weit es geht, beim 1. FC Union vermieden. Wäre aber solch ein Aufstieg planbar und nähme der Fußball eine logische Entwicklung, dann wären die Berliner in dieser Saison an der Reihe. Siebter, Sechster, Vierter - in den vergangenen drei Jahren arbeitete sich der Klub immer weiter nach vorn. Nicht nur sportlich, auch finanziell und infrastrukturell hat er sich in der Zweitligaspitze etabliert.

Fehlende Erfahrung - das war für Polter ausschlaggebend, als die Bundesliga in der vergangenen Saison schon greifbar nahe schien. Neun Spieltage vor Schluss hatten die Berliner die Tabellenführung erobert, am 29. Spieltag standen sie noch auf Rang drei. Letztlich fehlten jedoch sechs Punkte auf den Dritten Braunschweig und sieben zum direkten Aufstiegsplatz. »Jetzt wissen wir, worum es geht!« Polter ist sich sicher, dass die Mannschaft dazugelernt habe.

Fehlende Qualität - auch beim Versuch, eine ganze Saison lang konstant gute Leistungen abzuliefern, scheiterte der 1. FC Union. Mit sechs Neuzugängen und drei Spielern aus der eigenen Jugend soll nun der Kader in der Breite auch besser aufgestellt sein. Im Gegensatz zu den meisten Ligakonkurrenten hielt sich der Klub bei den Transfers finanziell nicht zurück. In der Winterpause war schon Sebastian Polter für 1,6 Millionen Euro verpflichtet worden. Aktuell ist Akaki Gogia, der für eine Million von Dynamo Dresden kam, einer von nur vier Neuzugängen in der Liga, für die ein siebenstelliger Betrag fällig wurde. Zwei davon landeten mit Stefan Kutschke und Paulo Otavio in Ingolstadt. Das Duell beim Erstligaabsteiger am Sonnabend wird für die Köpenicker gleich ein Gradmesser.

Gogia deutete in der Vorbereitung zumindest an, dass er im Mittelfeld vor allem für das Offensivspiel zur Verstärkung werden könnte. Erfahrung und Zweikampfstärke soll Marc Torrejon in die Mannschaft bringen. Der 31-jährige Spanier kam vom SC Freiburg und stand schon in fast 200 Erstligaspielen auf dem Platz. Sicher wirkte er neben dem in der vergangenen Saison überragenden Innenverteidiger Toni Leistner bislang aber noch nicht. Nur Ergänzungsspieler dürfte Christoph Schösswendter im Abwehrzentrum sein. Eher zurückhaltend zeigte sich der neue Linksverteidiger Peter Kurzweg. Zu einer echten Alternative im Mittelfeld könnte der 22-jährige Grischa Prömel werden.

Wirklich hervorgetan hat sich von den Neuen bislang nur einer, der Jüngste. Marcel Hartel ist erst 21 Jahre alt, übernahm in den Testpartien aber sofort die Herrschaft im Mittelfeld. Er ist schnell auf den Beinen und im Kopf, technisch sehr gut ausgebildet, stark im Dribbling, meist anspielbar und torgefährlich. Er ist einer, der immer die freien Räume sucht - und meist findet, mit oder ohne Ball. Gutes Scouting zahlt sich eben aus. Mehr als zwei Jahre lang hat der 1. FC Union den Kölner beobachtet.

Und Hartel weiß, woraus die Träume seines neuen Klubs gemacht sind: Im Trikot des 1. FC Köln spielte er immerhin schon 165 Erstligaminuten. Eine Ahnung, wie sich Bundesliga anfühlt, bekamen der 1. FC Union und seine Fans in der Halbzeit des letzten Testspiels gegen die Queens Park Rangers. »Was Generationen vor euch versucht haben, habt ihr geschafft«, begrüßte Klubsprecher Christian Arbeit Unions A-Jugend auf dem Rasen. Als Regionalligameister ist der Nachwuchs in die Bundesliga aufgestiegen. Auch das ist ein Hinweis, auf die gute Entwicklung des Klubs. Und vielleicht kann Arbeit in einem Jahr auch die Profis entsprechend ankündigen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.