Enzo Bianco verteidigt Catania vor Identitären

Bürgermeister der sizilianischen Stadt und Druck von Aktivisten lassen C-Star von ihrem Kurs abrücken

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Würdelos sei ihr Vorhaben, sagte Enzo Bianco über die völkisch-nationalistischen Identitären und ihre Mittelmeermission zur Flüchtlingsabwehr mit dem zynischen Titel »Defend Europe«. Die rechten Aktivisten wollten dieser Tage im Hafen der sizilianischen Stadt Catania einlaufen. Bürgermeister Bianco machte allerdings sofort klar, dass er das nicht hinnimmt. »Die Personen auf diesem Schiff sind in Catania nicht willkommen und ich habe die Behörden gebeten, die C-Star vor dem Hafen zu stoppen, um der öffentlichen Sicherheit willen.« Biancos Verteidigung hatte Erfolg: Am Sonntag erklärte der Sprecher der Identitären in Italien, Lorenzo Fiato, gegenüber dem Portal fanpage.it die Stadt am Ätna werden nicht angefahren.

Als Grund gaben die völkischen Nationalisten ausgerechnet an, Catania sei kein sicherer Hafen. Die linken Aktivisten und ihre Protestaktion vor der Küste Catanias am Sonnabend unter dem Motto »Closed for Racists« seien das geringste Problem. Die rechten Aktivisten gingen davon aus die ganze Zeit von der Polizei begleitet zu werden. »Am bedeutendsten und gefährlichsten war der Druck der italienischen Regierung«, so Fiato.

Mit den klaren Worten aus der Politik und damit auch des Bürgermeisters Enzo Bianco hatten die Identitären offenbar nicht gerechnet. Selbstverständlich sind sie denn auch nicht angesichts der Lage in Italien. Täglich landen Rettungsschiffe mit Hunderten Geflüchteten auf Sizilien an. An italienischen Häfen sind in diesem Jahr bereits mehr als 93.000 Schutzsuchende angekommen. Italien fühlt sich mit der Lage überfordert und verlangt seit langem mehr Hilfe der EU-Partner.

So sind die Unterkünfte überfüllt, die Regierung in Rom drohte sogar kürzlich damit, Flüchtlingsboote abzuweisen. Auch wegen dieses innereuropäischen Streits besuchte Martin Schulz in der vergangenen Woche Sizilien und traf dabei Bianco.

Bianco hat seine Menschlichkeit bewahrt und ist in seiner Geburtsstadt dennoch äußerst beliebt - 2013 wurde er zum vierten Mal und dabei direkt im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt.

Der 66-Jährige war bereits 1988 kurzzeitig Vorsteher seiner Stadt, bevor es ihn in die Regionalpolitik und später in das Parlament in Rom zog. Als Innenminister hatte er nicht viel Zeit - zwei Jahre amtierte Bianco unter zwei Regierungschefs. In dieser Funktion erntete der Sozialdemokrat die schärfste Kritik seiner Laufbahn, als es um die Aufklärung der Tötung Massimo D’Antonas durch die Neuen Roten Brigaden ging. Ein paar Jahre später holte Bianco auch ein Parteifinanzskandal bei der damaligen Margherita ein.

Nach seiner Läuterung im Jahr 2012 konzentrierte sich Bianco wieder auf Lokalpolitik. Dass der Jurist sich dort am besten auskennt, belegen seine jüngsten Äußerungen zur Flüchtlingspolitik: In Sizilien habe jede Familie eine Emigrationsgeschichte. Da sei es normal, vor Hunger und Krieg geflohenen Menschen zu helfen.

Von der Verteidigung Europas könne bei »Defend Europe« dagegen keine Rede sein. »Diese ‘Mission’ scheint den einzigen Zweck zu haben, Konflikte anzustacheln«, so der Bürgermeister.

Das scheint den Identitären an Bord der C-Star, die von dem in Österreich lebenden Deutschen Alexander Schleyer manvöriert wird, bisher nicht zu gelingen. Sie sollen sich im Mittelmeer zwischen Zypern und Griechenland aufhalten, nachdem sie zeitweilig im türkischen Teil Zyperns festsaßen, – mit unklarem Kurs und Ziel.

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