Lange To-do-Liste für Antifas
Am Mittwoch beginnt das Workcamp beim KZ Buchenwald. Nachdem die Tradition fast vor dem Aus stand, feiern die Gruppen nun Revival
Der Weg der Erinnerung muss freigelegt werden, ebenso der Steinbruch. Auf der ehemaligen Müllhalde des KZ Buchenwald wollen junge Aktivisten Ausgrabungen vornehmen, außerdem im Archiv nach Dokumenten zu Rosa-Winkel-Häftlingen suchen. Zudem werden sich die antifaschistischen Aktivisten und Aktivistinnen mit Gedenkpolitik, der völkischen Geschichtsperspektive der AfD oder Faschismustheorien beschäftigen. Viel zu tun für eine Urlaubswoche.
Ab dem 2. August laden verschiedene Antifa-Gruppen zum Camp in die Nähe der Gedenkstätte Buchenwald ein. Die Gruppen wollen allerdings nicht nur für sich diskutieren. Auch in der Innenstadt von Weimar sollen Lesungen samt Büchertisch auf dem zentralen Theaterplatz stattfinden.
Das Antifa-Camp bei Buchenwald hat Tradition. 1990 fand das erste Camp statt, als sich spontan ein kleiner Kreis Antifaschisten zusammen fand, um dem »Verfall der Gedenkstätte entgegenzuwirken«, wie der VVN-BdA auf seiner Webseite schreibt.
2013 schien sich jedoch das Ende dieser Camp-Tradition abzuzeichnen, da sich das Vorbereitungsbündnis wegen inhaltlicher Streitereien entzweite. Nachdem eine Gruppe antideutsch eingestellter Aktivisten 2015 einen Neuanfang unter anderem mit dem Slogan »Antifaschismus heißt Solidarität mit Israel« plante, zu dem es aber wegen Vorwürfen hinsichtlich einer Verkürzung des Faschismusbegriffes nicht kam, stand das Antifa-Camp in Buchenwald vor dem Aus.
Nun also wieder ein Neuanfang. Und dass sie es ernst meinen, darf man den Organisatoren ruhig glauben. Man wolle »bewusst strömungsübergreifend eine offene Auseinandersetzung aus linker emanzipatorischer Perspektive zum Thema anstoßen«, heißt es dazu im Aufruf.
Doch immer noch scheint der Umgang mit der wechselvollen Geschichte des Camps nicht ganz geklärt. Die Organisatoren sehen einerseits »die Geschichte des Camps (als) wichtigen Bezugspunkt« und wollen sich der Kritik aus früheren Camps stellen, andererseits proklamieren sie, »sämtlichen Ballast aus den vergangenen Jahren, in denen das Camp schon stattgefunden hat, abwerfen« zu wollen. Man wird sehen.
Ein langjähriger Streitpunkt mit der Leitung der Gedenkstätte hingegen sei, so die Organisatoren, beigelegt. Immer wieder hatten sich Mitstreiter des Camps bei der Gedenkstättenleitung darüber beklagt, dass der Widerstand der Häftlinge nicht ausreichend gewürdigt werde. Die Verantwortlichen der Gedenkstätte hätten teilweise sogar mit Restriktionen reagiert. In den letzten Jahren sei die Gedenkstätte erfreulicherweise »von dieser faktischen Leugnung der Selbstbefreiung abgerückt«, so die Vorbereitungsgruppe gegenüber »nd«.
Besorgt sind die Leute vom Antifa-Camp über die Entwicklung Thüringens zu einer rechten Hochburg. Es formierten sich hier in letzter Zeit rechtsextreme Bewegungen, die zunehmend öffentlichkeitswirksam in Erscheinung traten. Eine breitere Öffentlichkeit erfuhr zuletzt von diversen Rechtsrock-Konzerten, unter anderem in Gera und gleich drei im Örtchen Themar im Landkreis Hildburghausen. Auch mehrere Immobilienkäufe von Rechtsradikalen deuten darauf hin, dass Südthüringen als Schwerpunkt der subkulturellen Rechten weiter ausgebaut wird. Auf diese Weise würden gerade »ganze Landstriche zu Rückzugsräumen der militanten Neonaziszene«, so die Organisatoren.
Sicherheit steht dementsprechend ganz oben auf der langen To-do Liste der Vorbereitungsgruppe. Der genaue Ort des Antifa-Camps wird nicht öffentlich bekannt gegeben, die Teilnehmer sollen zu einem Treffpunkt in Weimar kommen und werden von dort aus mit Shuttlebussen zum Camp gebracht
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