Gut gemeint

Simon Poelchau bezweifelt die Effekte einer Senkung der Mehrwertsteuer

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Was die Reichtumsforschung angeht, geht hierzulande kein Weg am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorbei. Aufgrund ihrer vielen Studien wissen die Forscher des Berliner Instituts ziemlich genau, wer wie viel hierzulande verdient. Und vor allem: Wer wie viel von den jeweiligen Steuersenkungsplänen, die derzeit im Umlauf sind, profitieren würde.

Deswegen schlägt das DIW nun vor, die Überschüsse beim Fiskus anstatt für eine Senkung der Einkommensteuer für eine Reduzierung der Mehrwertsteuer zu verwenden. In der Theorie ist das ein guter Vorschlag, weil Verbrauchssteuern viel stärker untere und mittlere Einkommen belasten als obere. Doch damit das tatsächlich funktioniert, müssten die Unternehmen die Steuersenkung an die Konsumenten weitergegeben. Das DIW meint, dass dies die Konkurrenz vermutlich schon regeln werde. Doch die bis zu fünf Jahre, die dies laut den Forschern dauern wird, sind eine lange Zeit. Folglich wird zwischenzeitlich ein großer Teil der Steuersenkung vor allem in die Kassen der Konzerne wandern. Und dass danach alles bei den Konsumenten landet, ist auch nicht sicher.

Insofern ist der Vorschlag, die Mehrwertsteuer zu senken, gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Denn es gibt schnellere und sicherere Wege, die unteren und mittleren Einkommen zu entlasten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -