Ortega, USA und EU verstärken Druck auf Maduro

Generalstaatsanwältin leitet Ermittlungen ein, USA prüfen Importstopp für Erdöl, EU verweigert Anerkennung der Verfassungsversammlung

  • Lesedauer: 2 Min.

In Venezuela hat Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Ermittlungen gegen die eigene Regierung und die Wahlbehörde eingeleitet. »Zwei Staatsanwälte ermitteln in diesem Betrugsfall, nach einer Anzeige von Smartmatic«, teilte sie mit. Die für die Wahlcomputer zuständige Firma sagt, dass die Wahlbeteiligung massiv manipuliert worden sei. Es hätten weit weniger Menschen abgestimmt am Sonntag.

Smartmatic sagte, es hätten nicht die offiziell verkündeten 8,1 Millionen Menschen abgestimmt. Einige Schätzungen gehen von 2,4 bis knapp vier Millionen Menschen aus, was einer Wahlbeteiligung von zwölf bis 20 Prozent entspräche. Wahlberechtigt waren 19,4 Millionen.

Der Wahlbeteiligung kommt große Bedeutung zu - sie ist Gradmesser für den Rückhalt zu den von der Opposition rund um Bündnis Mesa de la Unidad Democrática (MUD) bekämpften Plänen. Wegen der Turbulenzen um die in London gemachten Enthüllungen verschob Maduro die Auftaktsitzung der Verfassunggebenden Versammlung (VV) auf Freitag.

Generalstaatsanwältin Ortega, die lange auf der Seite des Sozialisten Maduro stand, nun aber zur Gegenspielerin geworden ist, soll des Amtes enthoben werden. Die Chefin der Wahlbehörde, Tibisay Lucena, nannte die Vorwürfe »unverantwortlich«.

Freitag tritt die VV zusammen. Die 545 Mitglieder sollen die Verfassung reformieren und werden in der Nationalversammlung tagen. Dort hat das Parlament aber seinen Sitz, in dem das aus 20 Parteien bestehende MUD über eine klare Mehrheit verfügt.

Als Kandidatin für den Vorsitz der Versammlung gilt Maduros Ehefrau Cilia Flores. Es gibt fast nur Vertreter des Regierungslagers in dem Gremium. Unklar ist, was mit den bisherigen Abgeordneten passieren soll. Die Opposition rief zur Verteidigung des Parlaments auf.

Die frühere Außenministerin Delcy Rodríguez, Mitglied der Versammlung, hat angekündigt, dass im Parlament die Porträts von Simón Bolívar und Hugo Chávez wieder aufgehängt werden. »Und sie werden nie mehr verschwinden.« Die Opposition hatte diese 2016 nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl abgehängt.

Die Verfassungsversammlung wird eine Art Parallel-Parlament, das jetzige Parlament wäre entmachtet. Es wird befürchtet, dass das Land mit den größten Ölreserven der Welt im Zuge der Reform hin zu einer Diktatur ohne Gewaltenteilung umgebaut werden könnte. Vermutet wird, dass die Versammlung als »Parlament des Volkes« die - in einer regulären Wahl bestimmten - Volksvertreter ersetzen könnte.

Die USA als größter Abnehmer prüfen einen Importstopp für Erdöl. Auch die EU prüft Sanktionen. Die EU und die USA erkennen die Versammlung nicht an. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal