Veteranen der Unordnung: Royal Trux
»Royal Trux stehen für permanentes Unwohlsein. In ihre Musik kann man sich nicht hineinkuscheln wie in alte Rolling-Stones-Platten, obwohl Royal Trux essenziell Rolling-Stones-Musik machen. Royal Trux sind also, was die Rolling Stones 1972 waren, allerdings ohne Privatflugzeug und Massenwirkung.« Diese treffenden Worte fand einst der Musikkritiker Karl Bruckmaier über die US-Band. Seit Kurzem ist das ehemalige Paar Neil Hagerty und Jennifer Herrema zumindest wieder musikalisch aktiv.
Ihre Karriere begann 1987 in Washington DC. Herrema war da erst 16, Hagerty ein paar Jahre älter und Teil der legendären Lo-Fi-Noiseband Pussy Galore. Ihre ersten Platten waren ein unhörbares Chaos aus seltsamen Sounds. Manche erkannten darin kompromisslose Avantgarde-Musik à la Captain Beefheart. Immerhin schaffte es ihre Platte »Twin Infinitives« von 1990 in die Liste »100 Schallplatten, die die Welt in Brand setzten (während niemand zuhörte)« des renommierten Musikmagazins »Wire«.
Im Zuge des Grunge-Hypes unterschrieben Royal Trux bei einem Major, das tat Musik - Hard- und Glamrock-Elemente kamen hinzu - wie Verkaufszahlen nicht gut. Das Label gab der Band 1,3 Millionen US-Dollar und verzichtete auf eine dritte Platte. Mit dem Geld baute sich das Heroin-Chic-Pärchen ein eigenes Studio in der Wildnis und veröffentlichte 1998 das Meisterwerk »Accelerator«. Es folgen zwei weitere Alben, 2001 war vorerst Schluss mit Royal Trux.
Die Band fragte einmal: »Ist Schwanzmusik auch dann noch Schwanzmusik, wenn sie von einer Frau gemacht wird?« Wer ihre Musik und auch Herremas anderen Projekte kennt, weiß: Ja! Alle anderen können sich am Freitagabend von den Veteranen der Unordnung (so ein Albumtitel) selbst ein Bild machen. gsp Foto: Jen Neil
Royal Trux, 4.8., 20 Uhr (Einlass), Urban Spree,
Revaler Str. 99, Friedrichshain, 20 Euro.
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