Beim Geld hört der Spaß auf
Das »sexistische Manifest« ist für Google ein Segen, meint Christian Baron
Außer dem Zwist zweier Irrer mit ihren Atombomben bietet sich den sommerlochgeplagten Medien gerade keine Sau an, die sich durch das globale Dorf treiben ließe. Da könnte die Presse ja auf die Idee kommen, wieder einmal die Arbeitsbedingungen innerhalb der Hipsterklitschen im Silicon Valley zu kritisieren. Das Memo eines Google-Entwicklers über biologisch angeblich nicht für technische Berufe und Führungspositionen geeignete Frauen ließ die Chefs des Internetgiganten rechtzeitig aufatmen. Nach der Veröffentlichung des internen Papiers stürzten sich die Journalisten auf das Thema. Und die PR-Abteilung von Google läuft derzeit zur Hochform auf.
Da erfährt man etwa, dass das Unternehmen eine Diversity-Managerin beschäftigt. Und Oberboss Sundar Pichai säuselt, das Geschreibsel des mittlerweile gefeuerten Mitarbeiters verstoße »gegen unsere Grundwerte und unseren Verhaltenskodex«. Was bei dem Palaver in den Hintergrund gerät: Im April stellte das US-Arbeitsministerium »systemische Ungleichheiten bei der Entlohnung« männlicher und weiblicher Google-Angestellter fest. Davon spricht nun niemand mehr. So ist das, wenn Großkonzerne sich symbolisch mit fortschrittlichen Werten schmücken können. Die Medien berichten gern, wie es im Geschäftsleben menschelt. Wenn es aber um Geld geht, dann sind dort die Grenzen der Menschlichkeit schnell erreicht.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.