Chef des Gewerkschaftdachverbands verlässt Trump-Beirat
Richard Trumka folgt der Entscheidung mehrerer Unternehmenschefs / US-Präsident gibt »beiden Seiten« Schuld an Gewalt von Charlottesville
Washington. Aus Protest gegen die jüngste Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf die extrem rechte Gewalt in Charlottesville hat sich nun auch der Chef des größten Gewerkschaftsdachverbands aus einem der Beratergremien des Präsidenten zurückgezogen. »Wir können nicht dem Beirat eines Präsidenten angehören, der Intoleranz und heimischen Terrorismus toleriert«, erklärte Richard Trumka von dem Verband AFL-CIO am Dienstag. Er warf Trump vor, mit seinen jüngsten Bemerkungen seine »aufgezwungene« Erklärung zu den Vorfällen vom Vortag zu widerrufen.
Nach dem Aufmarsch extrem rechter Gruppierungen in Charlottesville und dem Tod einer 32-jährigen Gegendemonstrantin hatte Trump am Wochenende eine klare Schuldzuweisung an Rassisten zunächst vermieden und von Gewalt auf »vielen Seiten« gesprochen. Erst mit zwei Tagen Verspätung distanzierte er sich am Montag auf massiven Druck hin eindeutig von der rassistischer Gewalt. Einen Tag später kehrte er aber auf einer hitzigen Pressekonferenz in New York zu seiner ursprünglichen Aussage zurück, wonach es »Verschulden auf beiden Seiten« gegeben habe. »Es gab auf der einen Seite eine Gruppe, die schlimm war, und es gab auf der anderen Seite eine Gruppe, die ebenfalls sehr gewalttätig war«, so der US-Präsident.
Sicht- und hörbar schwer verärgert erklärte Trump, in Charlottesville seien längst nicht nur Rassisten und Nationalisten auf der Straße gewesen, sondern auch unschuldige Demonstranten, die etwa am Vorabend friedlich gegen den Abriss der Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee hätten protestieren wollen. Er habe sich das alles sehr genau angesehen, sagte Trump. Beide Seiten seien aufeinander losgegangen. Es habe »auf beiden Seiten sehr anständige Leute« gegeben.
Aus Protest über Trumps Verhalten hatten bereits die Chefs des Pharmariesens Merck, des Chipherstellers Intel sowie des Sportartikelherstellers Under Armour den Industriebeirat des Präsidenten verlassen. Ihnen folgte am Dienstag der Präsident des Industrieverbands »Alliance for American Manufacturing«, Scott Paul. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.