Auch serbische Etihad-Tochter zittert
Der hoch subventionierten Air Serbia könnte das gleiche Schicksal wie Air Berlin blühen
Offizielle Reaktionen auf die Bruchlandung von Air Berlin sind aus der Zentrale der Air Serbia bislang genauso wenig zu vernehmen wie aus serbischen Regierungskreisen. Dabei ist das Schicksal der deutschen Fluggesellschaft für die Zukunft der serbischen - zu 51 Prozent im Staatsbesitz befindlichen - Etihad-Tochter alles andere als ein gutes Vorzeichen.
Zum dritten Mal in Folge hat die Airline vergangene Woche zwar für 2016 einen Jahresbericht mit schwarzen Gewinnziffern präsentiert. Doch nicht nur der bei einem Umsatz von 320 Millionen Euro (367 Millionen Franken) auf karge 900 000 Euro geschrumpfte Nettogewinn löst eher Beunruhigung als Zufriedenheit aus. Denn aus den Zahlen wurde deutlich, dass das vermeintliche Flaggschiff der Nation allein 2016 erneut 40 Millionen Euro aus dem Staatssäckel erhielt. »Die Subventionen für Air Serbia sind 40 Mal höher als der ›Profit‹«, titelte ernüchtert die unabhängige Zeitung »Danas«.
Offiziell soll der serbische Staat in den letzten vier Jahren 140 Millionen Euro in die Luftlinie gepumpt haben. Vielleicht ist es auch mehr. Denn ob und wie indirekte Subventionen wie abgesenkte Umsatzsteuersätze oder Schuldenerlass und Vorzugstarife beim Belgrader Flughafen in dieser Summe erfasst sind, lässt sich bei dem wenig transparenten Geschäftsgebaren der halbstaatlichen Gesellschaft nur schwer nachprüfen. Sowohl der serbische Staat als auch Etihad geben als Eigentümer nur ungern Details des Geschäftsmodells preis. Selbst die Verträge zum Etihad-Einstieg bei der früheren JAT wurden erst auf großen Druck der Öffentlichkeit mit einjähriger Verspätung veröffentlicht.
Bei der Gründung von Air Serbia war die Interessenlage aller noch klar. Serbiens damaliger Vizepremier und heutiger Präsident Aleksandar Vucic wollte die nationale Luftlinie unter allen Umständen am Leben erhalten - und den im Dornröschenschlaf versunkenen Belgrader Flughafen neu beleben. Der damalige Etihad-Chef James Hogan wollte mit Hilfe der Air Serbia genauso wie bei dem von ihm forcierten Einstieg bei Air Berlin oder der Alitalia das europäische Standbein seines Unternehmens stärken.
Der serbische Staat übernahm die Altschulden der JAT. Etihad versorgte die neue Tochter mit eher überteuerten Krediten für den Neustart. Die Rechnung schien trotz der Kritik an der undurchsichtigen Übernahme zunächst aufzugehen. Passagier- und Umsatzzahlen zogen in den ersten beiden Geschäftsjahren kräftig an. Der zum Südosteuropa-Hub von Etihad aufgewertete Flughafen in Belgrad erlebt dank stark gestiegener Passagierzahlen eine neue Blüte. Doch die Zeiten des kräftigen Wachstums scheinen für Air Serbia vier Jahre nach der Gründung schon wieder vorbei. Zum einen färbten die Probleme bei Etihad, Alitalia und Air Berlin schon im vergangenen Jahr auch auf deren serbischen Partner ab. Zum anderen weiß sich die Fluggesellschaft gegen die erstarkte Billigkonkurrenz nur mäßig gut zu wehren.
Erste Entlassungen und die angekündigte Schließung der Büros in Nis, Novi Sad und Uzice werten Beobachter als untrügliche Zeichen, dass es dem Unternehmen wesentlich schlechter geht als behauptet. Auch der kürzliche Abschied von James Hogan von der Kommandobrücke bei Etihad ist für deren serbische Tochter kein gutes Omen. Denn Alitalia und Air Berlin hat das neue Etihad-Management bereits wie heiße Kartoffeln fallen lassen. Für Air Serbia ist noch alles offen.
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