Eberhard Radczuweit
8. 11. 1941 - 8. 8. 2017
Erst im Mai dieses Jahres wurde Eberhard Radczuweit mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Eine Anerkennung des Staates für eine Leistung, um die der Staat sich gedrückt hatte - zu der er aber moralisch verpflichtet wäre. Radczuweit hat mit dem von ihm mitbegründeten und geleiteten Verein Kontakte-Kontakty dafür gesorgt, dass ehemalige sowjetische Kriegsgefangene wenigstens eine symbolische Entschädigung für das Unrecht erhielten, das sie in Nazideutschland erleiden mussten. Tausende einstige Rotarmisten, die in NS-Lagern gequält und zu Zwangsarbeit gezwungen worden waren, bekamen so immerhin 300 Euro. Geld, das aus Spenden an den Verein stammte. Manche Kriegsveteranen erreichte auch der Brief eines Spenders aus Deutschland - ein Zeichen, dass ihr Schicksal nicht vollends vergessen wurde.
Radczuweit, der Malerei studierte, Kunstgruppen organisierte und in der Friedensbewegung aktiv war, hat empört, dass die Kriegsgefangenen von der Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter ausgenommen blieben. Für ihn, der in der 68er Studentenbewegung politisiert wurde, war auch die Familiengeschichte ein Antrieb: Beide Eltern waren in der NSDAP, der Vater starb als überzeugter Nazi an der Front in der Sowjetunion. Mit dem Kontakte-Verein kümmerte sich Radczuweit auch um den europäischen Ost-West-Dialog und um leukämiekranke Kinder aus der Katastrophenregion um Tschernobyl. wh
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.