Trump verunsichert die Fed
Die US-Notenbank gilt als mächtiger Gegenpol zum Präsidenten, weiß aber auch nicht, wo es lang geht
Der US-Wirtschaft geht es gut und die Arbeitsmarktzahlen stimmen. Dennoch ziert sich die US-Notenbank Fed mit klaren Aussagen zur nächsten Zinserhöhung. Anderseits soll die aufgeblähte Bilanz der Zentralbank abgebaut werden. Dies geht aus jüngst veröffentlichten Protokollen hervor. Demnach war sich der federführende Offenmarktausschuss während seiner geldpolitischen Beratungen Ende Juli über das weitere Vorgehen uneins.
In der Finanzkrise, die im Sommer 2007 mit dem Platzen einer Immobilienblase in den Vereinigten Staaten begonnen hatte, fluteten die großen Zentralbanken weltweit die Wirtschaft mit Geld. Ihre Bilanzen schossen in die Höhe. Allein die Fed hat ihre Bilanzsumme durch Anleihekäufe von 1 Billion auf 4,5 Billionen Dollar aufgepumpt.
Ähnlich agierte die Europäische Zentralbank (EZB). Doch während die EZB weiterhin auf Expansionskurs ist, hat die Fed begonnen zurückzurudern. Ende 2015 hatte sie erstmals ihren Leitzins minimal angehoben. Seither folgten weitere Trippelschritte. Seit Monaten mehren sich Stimmen, dass die Notenbank nun auch ihre Käufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zurückfahren soll.
Auf der nächsten Sitzung im September könnte die Fed dies beschließen. Das wäre die Trendwende in der US-Geldpolitik. Befürworter der Wende halten es für eine notwendige Stabilisierung, wenn die aufgeblähten Finanzmärkte endlich gestutzt würden. Doch Schwarzseher befürchten, dass dann die Finanzmärkte zusammenbrechen.
Wie die Protokolle jetzt zeigen, streitet man sich in Washington vor allem um die Inflation. Nach der bisher für die Fed maßgeblichen Theorie sollte eine niedrige Arbeitslosigkeit zu einem Anziehen der Preise führen, weil die Unternehmen dann höhere Löhne zahlen. Die Arbeitslosigkeit ist aber mittlerweile auf rund 4,3 Prozent gesunken, ohne dass die Preise anziehen. Die Fed strebt wie fast alle Zentralbanken einen Wert von knapp unter 2 Prozent bei der Inflation an. Die tatsächlichen Werte bleiben aber seit Langem darunter.
In Europa gibt es eine ähnliche Diskussion. EZB-Boss Mario Draghi hat ebenfalls die Löhne zur »Schlüsselvariablen« erkoren. Trotz wirtschaftlicher Erholung und sinkender Arbeitslosigkeit im Euroraum ziehen die Gehälter und damit die Preise nicht recht an. So sind im Juli die Preise in der Eurozone im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um lediglich 1,3 Prozent gestiegen.
Über den weiteren Kurs der Fed rätseln auch die professionellen Beobachter. An den Finanzmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung auf Fifty-fifty geschätzt. Und von den Hundert Ökonomen, die von der Presseagentur Reuters befragt wurden, erwarten zwei Drittel für September eine Trendwende - ein Drittel rechnet aber mit keiner Entscheidung.
Fed-Chefin Janet Yellen hatte noch im Frühsommer im US-Kongress angekündigt, »dieses Jahr« mit dem Abbau der Anleihen zu beginnen. Doch seither haben die von US-Präsident Donald Trump geschürten Hoffnungen auf einen kräftigen Schub für die Unternehmen einen Dämpfer erhalten: So könnte etwa die Steuerentlastung für Firmen geringer ausfallen als angekündigt. Das Stimmungsbarometer dürfte noch tiefer fallen, wenn Trump und seine Republikaner weiterhin keine wichtigen Entscheidungen im Kongress zustande bringen. Yellen könnte dann an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten.
In dieser Woche spitzte sich die Lage in der weltgrößten Volkswirtschaft noch weiter zu. Zwei mit Topmanagern besetzte Beratergremien des Präsidenten lösten sich auf. Die Bosse von Multis wie Boeing, JP Morgan Chase und General Motors fürchten um das internationale Image ihrer Konzerne. Am Mittwoch begann auch die Neuverhandlung des »schlechtesten Deals aller Zeiten«, wie Trump das 23 Jahre alte Freihandelsabkommen NAFTA mit Mexiko und Kanada nennt. Gleichzeitig droht nach den Worten des Präsidentenberaters Steve Bannon ein »Wirtschaftskrieg« mit China. Dabei ist die Volksrepublik gerade zum größten Gläubiger Amerikas aufgestiegen.
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