Videokameras schützen nicht

Martin Kröger glaubt den Überwachungsapologeten nicht

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Polizei in Berlin hat mit Hilfe von Kamerabildern zuletzt ein paar schöne Fahndungserfolge erzielt - das ist unbestritten. Der U-Bahn-Treter-Fall und der Versuch etwa, einen Obdachlosen anzuzünden, konnten im Nachhinein aufgeklärt und die Täter dingfest gemacht werden.

Überwachungsapologeten ziehen aus den Beispielen die Lehre: Opferschutz ist wichtiger als Datenschutz. Deshalb müsse auch der umstrittene Gesichtserkennungstest am Bahnhof Berlin-Südkreuz weiterlaufen. Eine angeblich intelligente Videotechnik würde demnach die Sicherheit für die Bürger »greifbar« verbessern und überdies für Abschreckung sorgen. Fast könnte man angesichts solcher Verheißungen meinen, dass sich in Zukunft aus den Kameras im Notfall Sicherheitsmitarbeiter abseilen, die dann eine Straftat, noch während sie läuft, unterbinden.

Das ist Unsinn, genau wie die Suggestion, eine Kamera könnte Menschen schützen. Dass das Gegenteil der Fall ist, zeigt der Fall von Anis Amri, dem Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt. Auf seiner Flucht nach dem Anschlag mit zwölf Toten und über 50 Verletzten posierte er sogar noch vor einer Überwachungskamera und erhob den Zeigefinger zum Tauhid-Gruß - der Islamist nutzte die Kameras also für seine Propagandazwecke.

Wer Menschen besser schützen will, muss mehr Bahnsteigpersonal und Polizisten einstellen. Durch Überwachungstechnik werden diese wirklichen Helfer in der Not nie zu ersetzen sein.

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