Das Ende naht

Die Renovierung eines Stellwerks ist fast fertig und Wuppertal bald wieder am Bahn-Netz

  • Ulrike Hofsähs, Wuppertal
  • Lesedauer: 3 Min.

Kaum rollt der Bus mit dem Ziel »Wuppertal Oberbarmen« vor, stürmt die junge Frau in der leuchtend roten Jacke hinein. Die 18-jährige Melanie, die ein Käppi als Mitarbeiterin der Deutschen Bahn ausweist, verteilt im Bus winzige Ventilatoren: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Denn weil für den Bau eines neuen Stellwerks der ganze Schienenverkehr von und nach Wuppertal gestoppt werden musste, fährt die Bahn seit Wochen nicht. Zehntausende Menschen können seit dem 16. Juli nur den zeitraubenden Bus nehmen - ein paar Tage noch, dann fahren die Züge wieder: Am Mittwoch um 4 Uhr soll es wieder losgehen.

»Wir haben zuerst Studentenfutter verteilt, dann Wasser, Regenponchos und jetzt Ventilatoren«, erzählt die Schülerin Melanie über ihren Ferienjob. Die kleinen Aufmerksamkeiten kommen gut an bei den geplagten Reisenden. In der siebtgrößten Stadt von NRW war bei der ersten Sperrung in den Osterferien so viel schief gelaufen, dass es nun in den Sommerferien von allem mehr gibt: mehr Busse, mehr Fahrten, mehr Service und Personal - und mehr zufriedene Gesichter. 90 Gelenkbusse und 230 Busfahrer sind fast rund um die Uhr im Einsatz.

»Das hat bis auf ein paar Ausnahmen gut geklappt«, meint ein Angestellter, der täglich aus Wuppertal nach Düsseldorf zur Arbeit fährt. Im Berufsverkehr stand zwar auch er im Stau, aber immerhin fuhren die Busse viel häufiger als noch an Ostern. Einen Sitzplatz bekam er auch nicht immer. »Einen gemütlichen Stehplatz habe ich aber immer gekriegt«, sagt der unerschütterliche Mann mit seinen 20 Jahren Pendlererfahrung.

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Fahrzeiten länger wurden. Die an normalen Tagen mehr als 100 000 Pendler - die Hälfte nach Wuppertal hinein, die andere heraus - mussten überlegen, wie sie pünktlich zur Arbeit gelangen können. Die Alternativen zum Schienenersatzverkehr waren Heimarbeit, Fahrgemeinschaft, Urlaub, Fahrrad oder Leihauto - und oft einen Mischung aus verschiedenen Optionen.

»Die Bahn ist sowas von voll«, empört sich ein Angestellter, der aus Dortmund nach Düsseldorf muss. »Alle Leute, die östlich von Wuppertal wohnen, fahren jetzt zum Großteil mit der Bahn über das Ruhrgebiet. Das führt dazu, dass der RE 1 noch voller ist!« Und er fragt hoffnungsvoll: »Ab dem 30. August machen die wieder auf?«. Nach Auskunft der Bahn soll es dabei bleiben.

Auch die Wuppertaler Universität und die Industrie- und Handelskammer finden, dass die Abläufe besser geklappt haben. Von »einer Geduldsprobe für Pendler und Reisende« spricht Christian Bruch von der Handelskammer aber trotzdem.

Eine Alternative zur Vollsperrung gab es laut Bahn nicht. Mit dem neuen und 32 Millionen Euro teuren elektronischen Stellwerk soll der Bahnverkehr in der Region künftig besser gesteuert werden. »Wir freuen uns über die Modernisierung - aber bitte keine Sperrung mehr«, meint Thomas Eiting, der Sprecher der Stadt. dpa/nd

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