Atomraketen statt Diplomaten

Klaus Joachim Herrmann über das Verhältnis USA-Russland

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Beziehungen USA-Russland drohen sich bereits nach der mörderischen Formel zu entwickeln, dass Atomraketen Diplomaten ersetzen. Schon geht es bei diesen Großmächten Schlag auf Schlag. Über alle Rechenkunststückchen und berechtigte wie unberechtigte Anschuldigungen hinweg verschärft sich der Eindruck einer beschleunigten Rückkehr zu den Handlungsmustern des Kalten Krieges.

Der Vertrag über die Abrüstung der atomaren Mittelstreckenraketen wurde einst als dessen Ende gefeiert. Wenn er faktisch oder formell aufgekündigt werden sollte, würde das zwangsläufig die Wiederbelebung von Konfrontation und Wettrüsten bedeuten. Wenn dieser Vertrag fällt, sind auch andere nicht mehr sicher.

Doch weder Hochrüstung noch eine Verstärkung der NATO-Truppen an den russischen Grenzen wird Europa sicherer machen - nicht einmal die USA. Gerade deren ungeliebter Präsident wagte dieser Tage beim Besuch seines finnischen Amtskollegen den öffentlichen Hinweis, dass es gut für den Weltfrieden wäre, käme man mit Russland zurecht. Er hoffe »eines Tages« auf gute Beziehungen.

Die Botschaft sollte gehört werden. Es war aber wohl gerade diese vernünftigste seiner politischen Absichten, die ihm daheim die größten Schwierigkeiten mit Freund und Feind bescherte. Auch der Aufmarsch der Generäle in seiner Administration macht nicht gerade Hoffnung auf Vorrang der Diplomatie.

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