Wider das Vergessen
Der Gedenktag an die Opfer des Faschismus findet in einem neuen Format statt
Auf dem »Aktionstag gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg« wird an diesem Wochenende in Berlin der Opfer des Faschismus gedacht. Der 1945 von Überlebenden der Konzentrationslager und Zuchthäuser begründete und einmal im Jahr stattfindende Gedenk- und Aktionstag wird seit einigen Jahren von der »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten« (VVN-BdA) organisiert. In diesem Jahr soll er in neuer Form stattfinden.
Zusätzlich zum 72. Tag der Erinnerung und Mahnung soll von diesem Freitag bis zum 10. September unter dem Motto »Deutschland wieder gutgemacht? Erinnerungskultur im Wandel und vor neuen Herausforderungen« in den Räumen der Technischen Universität Berlin eine antifaschistische Konferenz stattfindenden. Hier soll unter anderem der Frage nachgegangen werden, wie NS-Menschheitsverbrechen, Holocaust, Widerstand und Verfolgung im öffentlichen Gedächtnis bewahrt und zum Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion der Gegenwart werden können.
In insgesamt 13 Workshops werden unterschiedliche Initiativen und AktivistInnen der Erinnerungskultur ihre Projekte vorstellen und von ihren Erfahrungen berichten. Neben der Erinnerung soll dabei jedoch vor allem der Gegenwartsbezug im Fokus stehen.
Für Hans Coppi, den Vorsitzenden der Berliner VVN-BdA, war es wichtig, mit der Konferenz ein Forum zu schaffen, in dem sich gedenk- und erinnerungspolitische Initiativen darüber austauschen, was Erinnerungskultur heute bedeutet. »Es stellt sich die Frage, wie geht es weiter nach dem Verstummen der Zeitzeugen? Gibt es Tendenzen zu einer Musealisierung?« Es sei zu beobachten, dass bei Gedenktagen ein gewisser »Aufarbeitungsstolz« über die erreichten Ergebnisse mitschwinge, sagte Coppi im Gespräch mit dem »nd«. Andere gegenwärtige Themen wie der rechte Terror oder die Gewaltakte gegen Flüchtlingsheime stünden jedoch unverbunden daneben. Das will Hans Coppi ändern: »Die Dinge lassen sich nicht trennen und wir möchten gerne darüber reden, wie gelingt es, Vergangenheit und Gegenwart kritisch zu reflektieren. Eine lebendige Erinnerungskultur benötigt das Wissen um das Geschehene und die Selbstvergewisserung: Was ist da heute ähnlich? Über diese Fragestellung können mehr Menschen erreicht werden. Die Tagung biete den Rahmen, um Erreichtes vorzustellen, Probleme und mögliche Lösungen anhand konkreter Projekten zu erörtern. Es ist gewissermaßen ein Forum politischer Bildung und praktischer Erinnerungsarbeit«, sagte Coppi. Gleichzeitig soll die antifaschistische Konferenz auch eine Antwort auf die Angriffe auf die Erinnerungskultur seitens der Rechtspopulisten und Neonazis sein.
Im Anschluss an die Konferenz soll am Sonntag der Gedenk- und Aktionstag mit einer antifaschistischen Kundgebung im Gedenken an die polnischen Befreier Berlins starten. Anschließend wird es einen antifaschistischen Fahrradkorso an die Orte des Widerstands und der Verfolgung in Berlin geben, der sich gleichzeitig auch gegen die AfD richtet.
Weitere Informationen über das Programm unter www.tag-der-mahnung.de
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