Talkshow-Sozialdemokratie
Tom Strohschneider über die Wirklichkeit, in der sich Frau Nahles bewegt
Es ist Wahlkampf, das ist die Zeit, in der auch eine sonst eher (wohl mit Blick auf künftige Ambitionen) im Unsichtbaren agierende Bundesarbeitsministerin mal eine öffentliche Attacke reitet. In diesem Fall hat sich Andrea Nahles die Linksfraktionschefin vorgeknöpft - und die »Wirtschaftswoche« macht daraus eine Meldung: Die SPD-Politikerin »wettert« gegen den »Talkshow-Sozialismus« von Sahra Wagenknecht. Was ist das Problem?
Offenbar eines der Erträglichkeit. Nahles hat kundgetan, sie »ertrage diesen Talkshow-Sozialismus von Frau Wagenknecht nicht, der immer das Maximale fordert und nie das Machbare in die Tat umsetzen will«. Worauf man antworten könnte, dass es auch ziemlich anstrengend sein kann, die Talkshow-Sozialdemokratie von führenden SPD-Politikern zu ertragen, die immer linke Politik als Forderung im Munde führen, dann aber nicht einmal das durchaus Machbare in die Tat umsetzen. Oder meint irgendwer ernsthaft, die Grenze des Möglichen ist in der Großen Koalition bereits erreicht worden? Nahles hat die Linkspartei aufgefordert, sich »in Richtung Wirklichkeit« zu bewegen. Bitteschön, aber diese Wirklichkeit müsste dann auch die SPD zur Kenntnis nehmen. Dass sie schon wieder auf eine Rekordwahlpleite zusteuert - daran war jedenfalls nicht zu viel Talkshow-Sozialismus der Sozialdemokraten Schuld.
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