Bälle, Tiere und andere Objekte

Beim FC Bayern München herrscht Stagnation, meint Hajo Obuchoff

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 2 Min.

»So wie ich die Regel kenne, wird das Spiel unterbrochen, wenn ein zweiter Ball auf dem Platz ist«, meinte Carlo Ancelotti. Der Trainer des FC Bayern München sprach über die Situation, die zum ersten Gegentor beim 0:2 in Hoffenheim führte: Mats Hummels schlägt den Ball, den er selbst ins Aus befördert hatte, noch einmal weit in die gegnerische Hälfte. Reaktionsschnell wirft der 14-jährige Hoffenheimer Balljunge Umut T. ein neues Spielgerät zu Andrej Kramaric. Dessen Einwurf landet bei Mark Uth, der prompt zum 1:0 einschießt. Der Schiedsrichter Daniel Siebert gibt das Tor - trotz aller Proteste der Bayern.

Denn in der Regel 5 auf Seite 31 heißt es: »Gelangt bei laufendem Spiel ein zweiter Ball, ein anderes Objekt oder ein Tier aufs Spielfeld, unterbricht der Schiedsrichter die Partie nur, wenn dadurch das Spielgeschehen gestört wird.« Also alles regelgerecht, denn der zweite Ball kullerte etwa 80 Meter entfernt vom Spielgeschehen über den Rasen.

Hätten die Bayern sich ebenso gedankenschnell in ihrer Abwehr auf das Spiel konzentriert wie der Hoffenheimer U14-Stürmer Umut als Balljunge, dann wäre dieses Tor vielleicht zu verhindern gewesen. Aber irgendwie läuft es schon länger nicht rund beim Rekordmeister, nicht erst in dieser Saison. Und es kann nicht allein an den Abgängen von Philipp Lahm und Xabi Alonso liegen. Denn auch mit diesen beiden Spielern war im vergangenen Jahr unter Trainer Carlo Ancelotti keine spielerische Weiterentwicklung bei den Bayern zu bemerken.

Es gehört nun mal zur Aufgabe eines Trainers, Spieler besser zu machen. Aber: Wenn Arjen Robben und Franck Ribery immer noch zu den wichtigsten Stützen der Mannschaft gehören, wundert es schon, dass beide in Hoffenheim zunächst auf der Bank saßen. Auch der Knatsch um Münchens Lokalhelden Thomas Müller und die Irritationen um Lewandowskis Kritik zur Effektivität des Vereins zeigen, dass es unter der Bayern-Decke brodelt.

Ob Carlo Ancelotti all das bewältigen kann? Bewiesen hat er es in München jedenfalls noch nicht.

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