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Ökosystem im Kleinen

Wissenschaftler forschen zu Artensterben

  • Gitta Keil, Bad Lauchstädt
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf den ersten Blick sieht es aus wie das Innere einer Raumstation. Monotones Brummen, fremdartiger Lichtschein und wundersame Glasvitrinen, zu denen Schläuche und Leitungen führen. Im Inneren breiten sich diverse Pflanzen aus. »Ecotron« heißt diese Versuchsanlage, die das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ und das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv Halle, Jena, Leipzig gemeinsam betreiben. Beide Einrichtungen haben ihren Hauptsitz im sächsischen Leipzig. Das »Ecotron« haben sie auf der Feldversuchsstation des UFZ in Bad Lauchstädt bei Halle aufgebaut.

Hier werden Ökosysteme simuliert, wie der Leiter der Anlage, Nico Eisenhauer sagt. »Das Besondere ist, dass wir in den 24 Versuchskammern komplette Ökosysteme nachbilden können.« Der Sinn dahinter: Bei den Versuchen soll geklärt werden, was in Ökosystemen geschieht, wenn es bestimmte Arten darin nicht mehr gibt. Es geht darum, die Wechselwirkungen der Nahrungskette zwischen Pflanzen, Tieren, Mikroben und Boden zu untersuchen.

Mittels modernster Technik können die unterschiedlichsten Bedingungen simuliert werden, Kameras zeichnen alles auf. Bis Ergebnisse vorliegen, wird es noch Jahre dauern, weiß der 37-jährige Wissenschaftler. Zumal sich die Anlage derzeit noch im Pilotstadium befindet. Genau unter die Lupe nehmen wollen die Grundlagenforscher das System Wiese mit acht krautigen Pflanzenarten in den Kammern.

»Wir haben komplexe Gemeinschaften gebildet, im Boden und oberhalb und untersuchen nun die Wechselwirkungen«, erläutert Eisenhauer. Dazu können die Forscher in den geschlossenen Kammer-Systemen bestimmte Tier- oder Pflanzenarten austauschen oder ganz entfernen. Wie viel Artensterben verkraftet ein Ökosystem? Können bestimmte Funktionen von anderen Arten übernommen werden?

UFZ-Wissenschaftler schätzen den weltweiten wirtschaftlichen Nutzen, den Insekten durch ihre Bestäubungsleistungen für die Landwirtschaft erbringen auf etwa 150 Milliarden Euro. Die Forscher erhoffen sich, dass das iDiv-Ecotron eines Tages einen Blick auf eine künftige Welt mit weniger Arten ermöglicht. »Wenn wir Anleitungen dazu geben wollen, wie wir mit unseren Ökosystemen umgehen sollen, dann müssen wir sie verstehen«, sagt Eisenhauer.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG hat laut UFZ die Anlage mit drei Millionen Euro gefördert und finanziert zwei Mitarbeiter. Das UFZ beteiligt sich zudem mit einer drei viertel Million Euro. dpa

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