- Wirtschaft und Umwelt
- ThyssenKrupp
Mehrere tausend Stahlarbeiter bei Demo in Bochum
IG Metall rief zu Protest gegen Fusionspläne von ThyssenKrupp auf / Gewerkschaft befürchtet Verlust von mehr als 2000 Arbeitsplätzen
Duisburg. Mehrere tausend Menschen nahmen am Freitagmittag an einer Großdemonstration in Bochum teil, um gegen die Stahlfusionspläne von ThyssenKrupp zu protestieren. Nach Angaben des WDR waren 7000 Beschäftigte auf der Straße. Betriebsrat und IG Metall hatten zu der Demo eingeladen.
Zuvor hatten Beschäftigte des größten deutschen Stahlkonzerns die Produktion eingestellt. Die Anlagen seien mit Beginn der Frühschicht heruntergefahren worden, sagte ein Sprecher des Betriebsrats am Freitagmorgen. Im Werk werde lediglich eine Notbesatzung dafür sorgen, dass es zu keinen Schäden komme. Erst am Nachmittag wird der normale Betrieb voraussichtlich wieder aufgenommen.
In dieser Woche hatte der Konzern eine Absichtserklärung für eine Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata veröffentlicht und den Wegfall von 2000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Der Betriebsrat befürchtet aber die Streichung von deutlich mehr Jobs. Er lehnt die Fusionspläne ab.
Zu der Kundgebung waren neben Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auch der Chef der IG Metall aus Nordrhein-Westfalen Knut Giesler sowie die Betriebsratsvorsitzenden Willi Segerath und Günter Back erwartet.
Rasselstein-Mitarbeiter wollen in Bochum demonstrieren
Auch Mitarbeiter des Thyssen-Standorts Andernach wollten sich an der Demonstration in Bochum beteiligen. »Wir wollen mit acht Bussen hinfahren, das wären ungefähr 400 Arbeitnehmer«, sagte Betriebsrat Marc Winter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Wegen ihres Fünf-Schichten-Systems könnten nicht alle 2400 Mitarbeiter des Andernacher Weißblechherstellers Rasselstein an diesem Freitag in Bochum protestieren.
Der Andernacher Betriebsratsvorsitzende Wilfried Stenz hatte die Belegschaft von Rasselstein am Mittwoch über die Fusionspläne informiert. Am Donnerstag zeigte sich auch die rheinland-pfälzische Landesregierung besorgt. Ihr Fokus liege auf dem Erhalt des Standortes und seiner Jobs, teilte sie mit. Betriebsrat Winter sagte, in Andernach könnte eine größere Zahl von Stellen verloren gehen. Abzuwarten bleibe die Reaktion der Kartellbehörden. Möglicherweise müsse auch bei Rasselstein die Produktion gedrosselt oder der Standort sogar verkauft werden, um eine Marktdominanz des künftigen Unternehmens Thyssenkrupp Tata Steel zu vermeiden.
Mit der Fusion würde hinter dem Branchenprimus ArcelorMittal das zweitgrößte Stahlunternehmen in Europa entstehen, gemessen an der Produktion. Das 257 Jahre alte Werk Rasselstein ist der weltweit größte Produktionsstandort für Verpackungsstahl. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.