Bill-Gates-Banane erntet in Afrika Kritik
Genmanipulierte Früchte sind zwar reich an Vitaminen, fördern jedoch umweltschädliche Monokultur
Jetzt ist sie da: die genveränderte Banane - eine krumme Wunderfrucht mit einem höheren Vitamin-A-Gehalt. Microsoft-Gründer Bill Gates hat über seine Stiftung fast 10 Millionen australische Dollar (6,7 Millionen Euro) investiert, um die Superbanane an einer australischen Universität züchten zu lassen. Gates will damit Gutes tun: Denn laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit geschätzte 250 Millionen Kindergartenkinder an Vitamin-A-Mangel. Bis zu einer halben Million Kinder sollen jedes Jahr davon erblinden, die Hälfte davon innerhalb der folgenden zwölf Monate sogar sterben. Es trifft Menschen in Entwicklungsländern, vor allem in Afrika.
Zehn Jahre hat der australische Forscher James Dale von der Technischen Universität Queensland (QUT) dafür experimentiert und getestet: Die neue Bananenart liefert nun mehr als viermal so viel Vitamin A, wie der Forscher sich das erhofft hatte. »Wir haben ein Gen von einer Banane aus Papua-Neuguinea genommen, das von Natur aus einen sehr hohen Vitamin-A-Gehalt hat und kleine Bündel, und haben das in eine Cavendish-Banane eingesetzt«, sagte James Dale. »Über die Jahre haben wir eine Banane entwickelt, die exzellente Vitamin-A-Level hat und dadurch auch eher gold-orangefarbenes Fruchtfleisch anstatt cremefarbenes.«
Mehrere Hundert genetische Variationen wurden dafür im Labor und auf Feldern in Queensland getestet, bis das Team sich auf eine Banane festlegte. Gates fieberte dabei mit: In einem Blog schrieb er 2012 über die schwierigen Bedingungen, die die Forscher überwinden mussten. »Anfang 2011 zog der Zyklon Yasi durch Cairns und zerstörte die Ernte der dortigen Feldversuche«, schrieb er. »Glücklicherweise entwurzelte der Zyklon die Pflanzen nicht, aber die Versuche wurden um mindestens neun Monate verzögert, bis eine neue Bananenernte herangewachsen war.«
Die Arbeit der australischen Forscher wurde im Fachmagazin »Plant Biotechnology Journal« veröffentlicht. Gleichzeitig laufen die ersten Tests in Uganda. Denn dort sind Kochbananen bisher eines der Hauptnahrungsmittel, das zwar reich an Stärke, aber arm an Vitamin A und Eisen ist. Läuft alles nach Plan, sollen die lokalen Farmer die genmanipulierten Bananen ab 2021 anpflanzen.
Doch nicht jeder hat sich von dem Enthusiasmus von Gates und Dale anstecken lassen. Jessica Harrison, eine Aktivistin der Organisation Crop Watch in Australien, weist auf eine Gruppe Studenten an der Iowa State Universität in den USA hin, die während eines Essenstests mit den Bananen die Sicherheit der genmanipulierten Früchte hinterfragten, sowie auf den offenen Brief von 150 internationalen Organisationen und Experten, die sich 2014 gegen genmanipulierte Nutzpflanzen in Afrika aussprachen.
Sabrina Masinjila vom Afrikanischen Zentrum für Biodiversität in Tansania steht der neuen Superbanane ebenfalls skeptisch gegenüber. »Genmanipulierte Nutzpflanzen werden als die Lösung der afrikanischen Landwirtschaft gesehen, aber das Gegenteil ist der Fall«, schrieb Masinjila. »Sie verkörpern eine uniforme, industrielle Art der Landwirtschaft.« Dies würde eine Monokultur fördern, die wiederum die Ausbreitung von Krankheiten und Ungeziefer unterstütze. Die Lösung liege ihrer Meinung nach in nachhaltigen Praktiken, die die Biodiversität im Auge haben. »Eine breite Auswahl an Nutzpflanzen, darunter Obstsorten und Gemüse, sind die wirklichen Lösungen für die Nahrungsmängel.«
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