Berliner LINKE lag im Innenstadtring vorne

Sozialisten in urbanen Milieus immer besser verankert / Besonders starke Ergebnisse in Kreuzberg und Neukölln

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Selbstverständlich sind Bundestagswahlen etwas ganz anderes als Abgeordnetenhauswahlen. Doch bei beiden Abstimmungen zeichnete sich zuletzt ein Trend ab, der bemerkenswert ist: Die Linkspartei schneidet in den innenstädtischen Lagen immer besser ab – und zwar nicht mehr nur im Osten, sondern immer stärker auch im Westen.

In Kreuzberg und Nordneukölln beispielsweise erzielten die Sozialisten in vielen Wahllokalen deutlich über 30 Prozent. Auch in Moabit und Wedding sowie Nord-Schöneberg und Tempelhof lag die Linkspartei in einigen Gebieten vorne. Mit 22,4 Prozent weist die »Berliner Morgenpost« die LINKE sogar als führende Partei in den Wahlkiezen aus, die zumindest zum Teil innerhalb des S-Bahn-Rings liegen. Das heißt: In der Innenstadt lag die Partei bei der Bundestagswahl am Sonntag bei den Zweitstimmen an der Spitze.

Dieses Ergebnis bestätigt die Arbeit der Genossen vor Ort. »Das Entscheidende ist, dass wir für alle da sind: Jung und Alt, Ost und West«, sagt Pascal Meiser, Bezirksvorsitzender der LINKEN in Friedrichshain-Kreuzberg, dem »nd«. Meiser scheiterte zwar knapp mit seiner Direktkandidatur gegen seine Konkurrentin von den Grünen, über die Landesliste kann er nun dennoch in den Bundestag einziehen. Dass die LINKE in den Westbezirken so erfolgreich war, führt Meiser unter anderem auf die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Mieteninitiativen, aber auch den Migrantenverbänden zurück.

»Dass an sich Bemerkenswerte ist, dass wir es geschafft haben, unsere Hochburgen in Friedrichshain und Prenzlauer Berg Ost zu verteidigen«, sagt Meiser. Anders als in anderen Hochburgen im Osten der Stadt, wo es Verluste gab. Entscheidend scheint in Ost und West gewesen zu sein, dass die LINKE das Thema Soziales vertritt, das die Milieus in der Stadt verbindet, auch wenn sich die Probleme des prekarisierten akademischen Milieus natürlich von dem einer Krankenschwester unterscheiden.

Einen Lichtblick an einem ansonsten unerfreulichen Wahlabend sah auch der Bezirksvorsitzende von Tempelhof-Schöneberg, Alexander King. Erstmals konnte die LINKE dort Wahllokale für sich entscheiden und sie erzielte überhaupt im Bezirk ein Rekordergebnis. »Der intensive Wahlkampf und die wachsende Präsenz und Verankerung im gesamten Bezirk drücken sich in diesem Ergebnis aus«, sagt King.

»Die Menschen in Neukölln kennen und schätzen uns, weil wir sie bei Arbeitskämpfen, Mietenprotesten, gegen Hartz IV und im Kampf gegen Rassismus und die AfD verlässlich unterstützen«, sagt auch Lucia Schnell, Sprecherin des Neuköllner Bezirksverbandes. Der Neuköllner Bezirksverband, in dem viele Mitglieder von Marx21 aktiv sind, setzt seit Jahren auf antikapitalistische und antirassistische Kampagnen, auch dadurch sei der Zuspruch ausgebaut worden, so Schnell.

Für die Parteiführung der Linkspartei untermauern die Ergebnisse unterdessen ebenfalls, dass die Partei auch im Westteil und den urbanen Milieus immer stärker verankert ist. Und: »Das gute Ergebnis in Mitte und den West-Bezirken zeigt, dass wir immer mehr zu einer gesamtstädtischen Partei werden«, sagt die Landesvorsitzende der LINKEN, Katina Schubert. Das sei ein guter Ansporn für die nächsten Jahre.

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