Es geht ans Eingemachte
Tierpark investiert 30 Millionen Euro in Umbauten, artgerechte Haltung und Umweltbildung
Dass der Tierpark nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat, zeigt sich gerade an schönen Herbsttagen. Doch der Park steht vor großen Veränderungen, wie Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem schon vor Monaten angekündigt hat. Dass das keine bloße Floskel ist, wird mancher Reptilienfreund ab sofort feststellen müssen: Die Schlangenfarm schließt für den öffentlichen Besucherverkehr.
Die Farm muss schließen, weil sich die konzeptionsbedingten Mängel des 1956 eröffneten Gebäudes nicht länger tolerieren lassen. Es habe akuter Handlungsbedarf bestanden, erklärte die Zoologische Leiterin, Nadja Niemann, am Donnerstag. Bauliche Mängel, vor allem aber Schimmelpilz- und Schädlingsbefall hätten die Gesundheit sowohl der Tiere als auch der Pfleger und Besucher gefährdet. Insgesamt 140 Tiere aus 67 Arten, darunter Giftschlangen, seien betroffen. Vielleicht die Hälfte der Arten werde man künftig dezentral in den anderen großen Häusern zeigen. Für die übrigen Tiere suche man inzwischen sogar weltweit nach neuen Haltern.
Viele der vertrauten Attraktionen, wie das Alfred-Brehm-Haus oder das Affenhaus sind in die Jahre gekommen und überholungsbedürftig, widersprechen - wie das Dickhäuterhaus - heutigen Ansprüchen an eine artgerechte Tierhaltung und folgen mit der Art der Präsentation überholten Vorstellungen. Inzwischen lassen sich die Pläne für die Umgestaltung und Erneuerung des Tierparks konkreter fassen. Rund 30 Millionen Euro sollen, wie Direktor Knieriem am Donnerstag im Schloss Friedrichsfelde informierte, in den kommenden Jahren in Gebäude und Anlagen investiert werden. Der Grundgedanke dabei ist, so erläuterte er, den Tieren mehr Raum zu geben, sie artgerechter zu halten. Zudem werde man sich bei der Präsentation mehr auf bedrohte Arten und die Verantwortung des Menschen für den Erhalt der Artenvielfalt konzentrieren und dann notfalls auch die Zahl der Arten und der Tiere reduzieren.
Das berühmte Alfred-Brehm-Haus, das 1963 als Raubtierhaus eröffnet wurde, soll zum modernen Regenwaldhaus umgestaltet werden. Dass es dabei im Zuge der Bauvorbereitung zu Verzögerungen gekommen sei, liege daran, dass der Zustand des Gebäudes viel schlechter als erwartet sei. Vor allem die Technik muss komplett erneuert werden. Es geht dabei um bessere Haltungsbedingungen für Tiere, aber auch um die Arbeitsbedingungen der Pfleger. Der Tierparkdirektor hob hervor, dass das Haus auch Zeugnis der DDR-Baukultur sei, so dass auch der Denkmalschutz zu beachten sei. Künftige Besucher sollen im Alfred-Brehm-Haus in eine tropische, südostasiatische Inselwelt entführt werden, in der sie einen Einblick in den Lebensraum von Sumatra-Tiger, Java-Leopard und Goodfellow-Baumkänguru erhalten.
Dafür wird man sich auf Wesentliches beschränken und auf Liebgewonnenes verzichten müssen. Von einst 70 Raubatzen sind derzeit noch 21 im Brehmhaus zu sehen. »Das ist noch immer zu viel«, sind sich der Direktor und seine Zoologische Leiterin einig. So soll es für die Sibirischen Tiger künftig einen anderen Ort geben. Am Ende werden 40 Prozent der Halle den Raubtieren gehören, den übrigen Raum teilen sich dann Vögel, Insekten, Fledertiere und Insekten.
Finanziert wird der Umbau des Alfred-Brehm-Hauses aus diversen Budgets: Den größten Anteil trägt die Lottostiftung mit 3,6 Millionen Euro, auch das Land beteiligt sich in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Zudem unterstützt die Gemeinschaft der Förderer von Zoo und Tierpark Berlin das Projekt mit 475 000 Euro.
Im Affenhaus werden die Tiere ein schöneres Ambiente und mehr Raum auch im Außenbereich erhalten. Es soll Ende 2017 neu eröffnen und dann zugleich als Lernort zu den Themen Umwelt und Artenschutz dienen.
Beim Dickhäuterhaus wird das Haltungsprogramm auf eine Gattung, den Afrikanischen Elefanten, reduziert. Drumherum wird den Besuchern das Thema Afrika vorgestellt.
Die Tierparkverwaltung wird wieder auf das Wirtschaftsgelände am Rande des Parks ziehen. 2018 soll dort das alte DDR-Verwaltungsgebäude reaktiviert und komplett modernisiert werden.
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