Grundzulage steigt von 154 auf 175 Euro

Riester-Rente wird ab 1. Januar 2018 aufgestockt

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

»Riester« ist ein Flop. Eigentlich sollte sie die Lücken bei der gesetzlichen Rentenversicherung stopfen - doch der Riester-Rente laufen die Einzahler in Scharen davon. Jede Fünfte der rund 16,5 Millionen Riester-Renten »ruht«, das heißt, Millionen Sparer zahlen gar nichts mehr ein.

Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine entsprechende Anfrage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Linke) hervor. Zur Zahl der sogar ganz stornierten Verträge können keine Angaben gemacht werden, so die Regierung. Zimmermann bezeichnet die Riester-Rente als gescheitert. »Grundsätzlich hat nur knapp die Hälfte der Förderberechtigten überhaupt einen Riester-Vertrag abgeschlossen«, sagte die Rentenexpertin aus Zwickau.

Der Vorsorge-Flop ist bedenklich. Schließlich hinterlassen die Kürzungen in der gesetzlichen Rentenversicherung, die von mehreren Bundesregierungen beschlossen wurden, bei vielen Menschen ein Vorsorge-Loch fürs Alter. Das allgemeine Rentenniveau wird weiter sinken. Jeder Zweite ist nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sogar von Altersarmut bedroht.

Die Rentenerwartungen ab dem Jahr 2030 sind daher »armutsgefährdend« für weite Teile der Bevölkerung, selbst der Mittelschichten. Dies zeigt eine Studie des von ver.di beauftragten Eduard Pestel Instituts für Systemforschung. Mehr dazu auf der interessanten, rentenpolitischen Internetseite der Gewerkschaft rente-staerken.ver di.de. Dort findet sich auch ein »Rentenrechner«, der ermittelt, mit wie viel Rente Sie rechnen können.

Staat verschenkt Geld

Zugleich muss man kein Rechenmeister sein wie Adam Riese, um die Vorteile von Riester zu erkennen. 154 Euro Grundzulage gibt es bisher im Jahr. Wer 30 Jahre einzahlt, erhält also rund 5000 Euro vom Staat. Wer kleine Kinder hat, bekommt 300 Euro im Jahr je Kind hinzu, solange für die Kinder Kindergeldanspruch besteht. Zwei Kinder mal 300 Euro, mal zum Beispiel 20 Jahre bei studierenden Kindern, macht dann noch einmal 12 000 Euro, die der Staat obendrauf packt.

Riester ist also für Familien mit Kindern besonders attraktiv. Aber auch für Geringverdiener. Die nötige Einzahlung in einen Riester-Vertrag sind 4 Prozent des Bruttoeinkommens, mindestens 60 Euro im Jahr, was für viele machbar ist, wie die Zahlen der Deutschen Rentenversicherung besagen. Danach verfügt fasst jeder zweite Riester-Sparer über weniger als 20 000 Euro an Einkommen im Jahr.

Im Internet finden Sie zusätzliche Informationen über die Riester-Rente, beispielsweise auf den Seiten der Deutschen Rentenversicherung und der Stiftung Warentest. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat ein Bürgertelefon eingerichtet. Hier werden von Montag bis Donnerstag von 8 bis 20 Uhr Fragen zur Rente unter der Berliner Telefonnummer (030) 221 911 001 beantwortet. Die Gebühr beträgt 14 Cent pro Minute bei Anrufen aus dem deutschen Festnetz.

Sozialhilfefest

Die Riester-Rente wird sogar noch interessanter. Der Bundesrat stimmte im Juli dieses Jahres dem sogenannten Betriebsrentenstärkungsgesetz zu. In dessen Fokus stehen die Betriebsrenten. Doch das Omnibusgesetz enthält auch eine Reihe von Maßnahmen, die die Riester-Rente für Sparer noch interessanter machen sollen. So wird ab 1. Januar 2018 die Grundzulage von 154 Euro pro Jahr auf 175 Euro erhöht. »Das klingt zunächst nicht viel«, gibt eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums zu. Doch für eine Person mit zwei Kindern, die 20 Jahre in einen Riester-Vertrag einzahlt, summierten sich allein die Zulagen durch den Staat auf 15 500 Euro, rechnet das Ministerium vor. Durch die Erhöhung der Grundzulage werde der Abschluss eines Riester-Vertrages für die private Altersvorsorge damit »noch attraktiver«.

In einem weiteren Punkt wurde nachgebessert, bei der sogenannten Grundsicherung. Die Grundsicherung ist eine Sozialleistung, die von Behörden gezahlt wird, wenn die Rente nicht für den Lebensunterhalt ausreicht. Viele Menschen befürchten, im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen zu sein. Sie treibt heute daher die Sorge um, dass sich Riestern für sie nicht auszahlen könnte.

Durch die Schaffung eines neuen Freibetrags in der Grundsicherung werden Riester-Renten zukünftig bei der Berechnung der Grundsicherungsleistungen nicht mehr voll angerechnet. Es wird ein Grundfreibetrag in Höhe von 100 Euro monatlich für die Bezieher dieser Leistungen gewährt. Ist die Riester-Rente höher als 100 Euro, so ist der übersteigende Betrag zu 30 Prozent anrechnungsfrei. Eine überfällige Maßnahme, um die Riester-Rente für noch mehr Verbraucher attraktiv zu machen.

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