Werbung

Mit Pfannkuchen auf Lehrerfang

Die Senatsbildungsverwaltung will mit einer neuen Kampagne bundesweit um Lehrer und Erzieher werben

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 4 Min.

Auf der Suche nach Lehrern und Erziehern hat die Senatsbildungsverwaltung eine neue bundesweite Werbekampagne gestartet. Unter dem kecken Motto »Du hast unseren Kindern gerade noch gefehlt!« will der Senat mit Flyern, Postkarten, Plakaten, Anzeigen in Zeitungen und Online-Bannern Interessierte nach Berlin locken.

An den Hauptbahnhöfen in Dortmund, Frankfurt am Main, Würzburg, Stuttgart und Hannover sollen zudem großflächige Poster aufgehängt werden. Ein ganz besonderes Schmankerl: Vor Universitäten und Hochschulen in diesen Städten will der Senat Pfannkuchen verteilen lassen. Lehramtsanwärtern soll so der Wechsel in die Hauptstadt schmackhaft gemacht werden.

»Wir werden in den kommenden Jahren jährlich rund 2000 Lehrkräfte einstellen. Dabei befindet sich Berlin in einem bundesweiten Konkurrenzkampf um vollausgebildete Lehrer, so dass wir bei der Werbung für die Berliner Schulen nicht die Hände in den Schoß legen können«, erklärte dazu Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

In der Kampagne wolle man vor allem die Attraktivität Berlins als Wohn- und Arbeitsstätte sowie das bundesweit einmalig hohe Einstiegsgehalt für neueingestellte Lehrer von 5100 Euro in den Vordergrund stellen. Insgesamt rund 150 000 Euro nimmt die Senatsbildungsverwaltung für die Werbekampagne in die Hand.

Höhepunkt wird der Berlin-Tag am 14. Oktober sein. Da lädt die Senatsbildungsverwaltung alle interessierten Lehrer und Erzieher in das Ludwig Erhard Haus in Wilmersdorf ein. Dort werden sich Berliner Schulen und Kita-Träger an insgesamt 120 Ständen vorstellen. Bei Vorträgen und Präsentationen soll über die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten im Lehrer- und Erzieherberuf informiert werden. Schließt ein Lehrer oder ein Erzieher gleich vor Ort einen Arbeitsvertrag ab, übernimmt die Senatsbildungsverwaltung die Fahrtkosten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die neue Lehrkräftewerbung für sinnvoll. »Alles, was der Senat unternimmt, um mehr Lehrer nach Berlin zu holen, begrüßen wir«, sagte der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann.

Viel zu lange habe die Senatsbildungsverwaltung zu wenig gegen den eklatanten Personalmangel an den Berliner Schulen getan. Da sei es richtig und wichtig, auch in anderen Bundesländern proaktiv nach qualifizierten Kollegen zu suchen. Aber: Berlin dürfe sich nicht mit dem Image brüsten, bundesweit Vorreiter bei der Bezahlung von Grundschullehrern zu sein.

»In den Ohren vieler Kollegen klingt dieses von Bildungssenatorin Sandra Scheeres gerne bemühte Image wie Hohn«, sagte Erdmann.

Seit August bezahlt der Senat die Lehrer an den Grundschulen auf dem gleichen Lohnniveau (E13) wie die Lehrkräfte an den Oberschulen. Die Senatsbildungsverwaltung sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da durch Pensionierungen und den Anstieg der Schülerzahlen die Personalsituation unhaltbar zu werden drohte.

Allerdings werden zunächst nur diejenigen Grundschullehrer mit den 5200 Euro monatlich gemäß der Besoldungsstufe E13 bezahlt, die ihren Abschluss nach der neuen Studienordnung aus dem Jahr 2014 gemacht haben. Die älteren Kollegen - rund 13 000 sogenannte Bestandslehrer - sollen schrittweise in die höhere Lohngruppe aufsteigen. Ob das allerdings auch für die rund 1 700 ehemaligen DDR-Lehrer für untere Klassen (»LuK-Lehrer«) und die ehemaligen DDR-Sonderschullehrer gilt, die nach wie vor im Schuldienst tätig sind, ist bislang unklar. Der Senat hatte diese Lehrergruppe im Vorfeld ganz offensichtlich nicht im Blick gehabt.

Die GEW spricht vor diesem Hintergrund von Ungleichbehandlung und fordert, dass auch die nach der alten Ordnung ausgebildeten Lehrer sowie die »LuK-Lehrer« mehr Lohn bekommen sollen. »Der Senat kann nur glaubhaft um Lehrer aus anderen Bundesländern werben, wenn er seine eigenen Grundschulehrer besser bezahlt«, sagte GEW-Landeschef Erdmann.

Die aktuelle Kampagne zur Lehrkräfteanwerbung schließt sich an eine Senatsinitiative aus dem vergangenen Jahr an. Auch wenn keine genauen Zahlen vorliegen, bezeichnet der Senat die vorherige Kampagne als Erfolg. Vor allem Lehrer aus Brandenburg, Baden-Württemberg und Bayern waren damals dem Ruf in die Hauptstadt gefolgt.

Berlin muss nach Angaben des Senats bis zum Schuljahr 2024/25 33 000 neue Lehrer einstellen. Allein im kommenden Schuljahr sind rund 2100 Neueinstellungen notwendig. Stets angenommen, der Rahmen von steigenden Schülerzahlen und Pensionierungen bleibt wie bis dato berechnet. Bis 2024/2025 rechnet der Senat mit 9240 Pensionierungen und 64 000 neuen Schülern an den allgemeinbildenden Schulen.

Für das aktuelle Schuljahr konnten alle offenen Stellen besetzt werden. Allerdings nur dank einer hohen Quote von Quereinsteigern, die häufig über wenig pädagogische Erfahrung verfügen.

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