Trump will Puerto Rico entschulden
Washington. Für seinen mit Eigenlob gespickten Kurzbesuch auf der schwer sturmgeschädigten Karibikinsel Puerto Rico hat sich US-Präsident Donald Trump heftige Kritik eingehandelt. Die Demokraten, die Bürgermeisterin der Inselhauptstadt San Juan und Medienkommentatoren warfen ihm mangelnde Sensibilität vor. Trump hatte die Visite am Dienstag für Lobeshymnen auf den Katastropheneinsatz seiner Regierung genutzt und die Zahl der Todesopfer durch den Hurrikan »Maria« als vergleichsweise minimal bezeichnet.
Das Weiße Haus teilte zudem mit, Trump wolle beim Kongress eine Nothilfe von 29 Milliarden Dollar (knapp 25 Milliarden Euro) für die Insel beantragen. Die offizielle Zahl der Hurrikanopfer auf Puerto Rico stieg unterdessen auf 34, wie Gouverneur Ricardo Rosselló mitteilte. Während des Besuchs hatte die Zahl noch bei 16 gelegen. Trump hatte die Opferzahl als Beleg dafür bewertet, dass die Insel relativ glimpflich davon gekommen sei. Der Hurrikan »Katrina« im Jahr 2005 mit seinen »Tausenden« Toten sei im Vergleich eine »reale Katastrophe« gewesen, sagte der Präsident im Gespräch mit Behördenvertretern und Militärs in San Juan. Er merkte auch an, dass die Hilfen für die Insel den Bundeshaushalt schwer belasteten, fügte aber hinzu, diese Ausgaben seien »in Ordnung«, da sie »viele Menschenleben gerettet« hätten.
Mit einem Kommentar über die Schulden Puerto Ricos hat Trump die Anleihen des US-Außengebiets auf Talfahrt geschickt. In einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News schloss er einen Zahlungsausfall für die Verbindlichkeiten nicht aus. »Sie schulden euren Freunden an der Wall Street viel Geld. Wir müssen das streichen«, sagte Trump bei seinem Besuch. »Ich weiß nicht, ob es Goldman Sachs ist, aber wer auch immer es ist, kann sich davon verabschieden.« Der Kurs der Puerto-Rico-Anleihen mit Laufzeit bis 2025 brach um zwölf Prozent auf ein Rekordtief ein. Der Budgetchef im Weißen Haus ruderte daraufhin zurück. Man solle die Äußerungen des Präsidenten nicht zu wörtlich nehmen, sagte Mick Mulvaney. woraufhin sich der Kurs der Staatsbonds wieder etwas erholte.
Nach Trumps Inselbesuch schwoll die Kritik weiter an. Die Bürgermeisterin von San Juan, Carmen Yulín Cruz, die sich bereits vergangene Woche ein Wortgefecht mit dem Präsidenten geliefert hatte, warf Trump »mangelnde Sensibilität« vor. Dieser solle aufhören, »Kommentare herauszublasen, welche die Menschen in Puerto Rico wirklich verletzen«. dpa/nd
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