Entspannung und Artenschutz in Spandau
Der traditionsreiche Umweltverband Naturfreunde Berlin lädt zu Wandertouren im Naturschutzgebiet
Rund 3000 Pflanzenarten sind hierzulande vom Aussterben bedroht. In der Tierwelt sieht es leider nicht besser aus. Gerade im städtischen Raum werden die Lebensräume bedrohter Arten durch Lärm, Bau und Umweltverschmutzung immer kleiner. Zum Schutz dieser bedrohten Pflanzen- und Tierarten gibt es in der Hauptstadt insgesamt 15 Natura-2000-Schutzgebiete, die sich an den europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien orientieren. Wer jedoch glaubt, zum Besuch eines solchen Schutzgebietes weit fahren zu müssen, irrt: In Spandau haben die Naturfreunde Berlin einen Wanderweg abgesteckt, der Artenpflege, Naturschutz, Erholung und Aufklärung vereint.
Wer den Wanderweg »Natura Trail« besucht, um das Naturschutzgebiet des Spandauer Forstes auf seinen kleinen Pfaden zu erkunden, kommt zunächst an der Bushaltestelle Johannesstift an, um von dort am gleichnamigen Klinikgelände entlangzulaufen, bis er den rund drei Kilometer langen Teufelsbruch durchquert. In den stürmischen Oktobertagen trifft man hier vor allem Jogger. »Ich bin aus der Spandauer Altstadt hergekommen und genieße es, hier ganz für mich zu sein. Man läuft hier ja quasi auf unberührtem Boden.«, sagt Melanie Ziegan zum »nd«. Die Joggerin besucht den Wanderweg gut einmal pro Woche, »um mal richtig abschalten zu können.« Vom Teufelsbruch joggt sie weiter in Richtung Niederneuendorfer Allee. Hat man diese passiert, gelangt man auf dem Mauerweg zum Laßzinssee, dessen Anblick vergessen lässt, dass man sich noch in Berlin befindet.
»Wir wollten die Natur so lassen, wie sie ist und keine zusätzlichen Wanderwege durch das Naturschutzgebiet schlagen. Man wandert um das Naturschutzgebiet herum.«, sagt Uwe Hiksch, stellvertretender Vorsitzender der Naturfreunde Berlin, dem »nd«. Laut Hiksch orientiert sich die Arbeit seiner Organisation an den europäischen Richtlinien zum Artenschutz. Wie im Spandauer Forst sollen die Themen- und Wanderwege Lust auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt machen, indem sie das Bewusstsein für Natur und Landschaft stärken sollen.
Auf die Frage, wie man den perfekten Wanderweg finden könne, erklärt er: »Wir haben fast zwei Jahre beratschlagt, welche Route wir für den Natura Trail wählen. Unsere ehrenamtlichen Wanderleiter liefen dafür verschiedenste Strecken im Spandauer Forst ab und am Ende wurde ausdiskutiert, welche Wege die meiste Freude machen.«
Dabei sei es vor allem wichtig, dass der Wanderweg immer durch den öffentlichen Nahverkehr zu erreichen ist, da man Individualverkehr zum Naturschutzgebiet vermeiden wolle, so Hiksch. Speziell ausgebildete Wanderleiter würden pro Jahr rund fünfzig Touren anbieten, zu denen stets fünfzehn bis dreißig Naturbegeisterte kommen würden. »Der Langsamste gibt dann bei uns das Tempo vor.«, so Hiksch, der selbst als Wanderleiter tätig ist.
»Neben den geführten Touren, haben wir eine Internetseite und Flyer. Gegenwärtig arbeiten wir aber auch an einer App.« Die App soll es auch dem umgeschulten Auge ermöglichen, durch digitale Technik Pflanzen und Tierarten bestimmen zu können. So ließen sich Naturschutz, Erholung und Aufklärung vereinen. Infotafeln und Schilder sucht der Wanderer im unberührten Spandauer Forst also vergebens.
Wer dennoch Angst hat, sich zu verlaufen, nachdem er den Laßzinssee über den Oberjägerweg hinweg am Kuhlake-Teich vorbei in Richtung Kreuztränke passiert hat, bekommt in Zukunft Unterstützung durch die GPS-Daten, die die Naturfreunde Berlin bald auf ihrer Internetseite zur Verfügung stellen wollen. Schließlich sollen die Besucher wieder gut zur Bushaltestelle am Johannesstift zurück finden, wo die kleinere Route, die rund dreizehneinhalb Kilometer lang ist, endet. Die Strecke lässt sich noch um drei Kilometer durch das Gebiet des Eiskellers in der Nähe der Schönwalder Siedlung verlängern.
Am 28. Januar 2018 laden die Naturfreunde Berlin wieder zur Wanderung durch den Spandauer Forst ein. Wer sich schon früher nach Erholung und Natur sehnt, kann sich bereits am 19. November um 10 Uhr am S-Bahnhof Rahnsdorf einfinden, von wo aus die Naturfreunde Berlin durch ihren anderen Natura Trail, den Wilhelmshagener-Woltersdorfer-Dünenzug, wandern. Auch dabei erfahren die Besucher alles zum Thema Artenschutz, während die kleine Wanderung gelichzeitig Erholung pur bedeutet.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.