Nun aber hurtig am Müggelturm
Am 1. Mai 2018 soll eines der beliebtesten Ausflugsziele im Osten nach der Sanierung öffnen
Weithin sichtbar erhebt sich der Müggelturm über den bunten Herbstwäldern zwischen Dahme und Müggelsee. Rund um das traditionelle Ausflugsziel herrscht das schöpferische Chaos einer Großbaustelle. Dabei läuft der Besucherbetrieb regulär weiter. Der Turm auf dem Kleinen Müggelberg steht auf 88,3 Metern über dem Meeresspiegel und ist selbst 26,91 Meter hoch. Er bietet eine grandiose Sicht auf Berlin und das Umland.
Seit Tagen verdeckt eine weiße Zeltstadt nicht nur Eingang und Terrasse der bereits im Frühjahr neu eröffneten »Müggelturm-Baude«, sondern auch den Blick auf die laufenden Sanierungsarbeiten im Obergeschoss. Das dortige Restaurant entsteht komplett neu, wird deutlich größer, erhält aber denkmalgerecht wieder eine in goldfarben eloxierte Aluminiumrahmen gefasste Verglasung. An den großzügigen Sonnenterrassen ist noch viel zu tun, den erneuerten Treppenaufgängen fehlt noch das Geländer.
Die Zelte schützen nicht nur die Gäste auf der Terrasse, sie bieten auch Platz für größere Events und sollen gleich für die große Silvesterparty stehen bleiben. Am vergangenen Wochenende hat Müggelturm-Eigentümer Matthias Große hier seinen 50. Geburtstag gefeiert, mit Freunden, Mitstreitern und vielen prominenten Unterstützern. Für den Köpenicker Unternehmer, der das Areal bereits am 1. Mai 2014 erworben hat, war es vermutlich auch eine Art Siegesfeier. Denn erst zwei Tage zuvor hatte ihm das Bauamt des Stadtbezirks Treptow-Köpenick endlich die Baugenehmigung für das gesamte Areal erteilt. »Nach sehr langwierigen Verhandlungen«, wie Große dem »nd« sagt. Aus seiner Sicht hätte das alles viel zügiger gehen müssen. »Die haben uns schlicht den Erfolg nicht gegönnt«, fügt er ärgerlich hinzu.
Große hat eines der beliebtesten Ausflugsziele in Köpenick vor dem fast sicheren Verfall gerettet. Zuvor waren drei Privatisierungsversuche seit der Wende krachend gescheitert, an deren Ende der Gebäudekomplex mit Ausnahme des Turms zur Ruine verkommen war. Und das, obwohl das Gesamtareal 1995 unter Denkmalschutz gestellt worden war. Lediglich der 1961 eröffnete Müggelturm war 1996 mit EU-Fördermitteln saniert worden, zeigt aber vor allem im Innern bereits wieder deutliche Spuren eindringender Feuchtigkeit. Große investiert in die Wiederherstellung des Köpenicker Wahrzeichens einen »soliden siebenstelligen Betrag«, wie er sagt.
»Der Müggelturm ist wieder ein Köpenicker«, so lautet der Slogan, mit dem die Unternehmensgruppe Matthias Große für das Projekt wirbt. Am 1. Mai 2018 soll er mit einem großen Fest eingelöst werden. Große lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass der Zeitplan steht. »Das ist keine Frage, das ist ein Versprechen«, betont er. »Unsere Gäste werden bei der Wiedereröffnung ein megamäßig saniertes Objekt mit allen dazugehörigen Außenanlagen vorfinden.«
Was das bedeutet, erläutert Sprecherin Kerstin Jennes vom Marketing. »Bis zum 1. Mai 2018 ist unser Restaurant im Obergeschoss mit den denkmalgeschützten Fensterfronten fertig«, verspricht sie. Das Restaurant werde keine Nobelgastronomie aber gehobenes Niveau bieten. »Wir werden im Gastraum 200 Plätze sowie 250 Plätze auf den zwei Sonnenterrassen haben.« Ergänzt wird es durch die »Müggelturm-Baude«, die gutbürgerliche Speisen und Getränke, Kaffee und Kuchen bereithält und in der 70 Gäste Platz finden. Weitere 80 Besucher können auf der unteren Terrasse entspannen. »Selbst gesonderte Sitzplätze für Hundebesitzer mit ihren Lieblingen werden wir anbieten«, sagt Jennes.
Bei der Revitalisierung des Müggelturm-Areals sei es nicht nur darum gegangen, die marode Bausubstanz zu stabilisieren, Energie- und Wasserversorgung zu erneuern und schließlich die denkmalgeschützten Gebäude zu sanieren, so Jennes. Einvernehmlich neu zu regeln war auch der generelle, barrierefreie Zugang zu dem von Große erworbenen Gelände. Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) erklärte dazu: »Um zu einer guten Lösung zu kommen, ermöglichten Bezirk und Land Berlin Müggelturm-Eigentümer Große den Erwerb eines Teilstücks einer bis dahin landeseigenen Fläche.« Gemeint sei der Kauf der unmittelbaren Zufahrtsstraße, durch den man sicherstellen konnte, dass die Busse von Reiseveranstaltern bis auf das Gelände fahren dürfen. »Wir arbeiten jetzt an einem Konzept, das den Zugang zum Müggelturm für Fußgänger, Kraftfahrzeuge und auch Radfahrer regelt«, erklärt Jennes. »Es werden Behindertenparkplätze und jede Menge Fahrradstellplätze geschaffen. Kraftfahrzeuge werden auf dem Gelände oder auf Parkplätzen an den Zufahrten abgestellt werden können.«
Gut erreichbar ist der Müggelturm mit der Buslinie 169 von Köpenick aus, wobei ab den Haltestellen Chausseehaus beziehungsweise Rübezahl an der Müggelheimer Landstraße ein zünftiger Fußmarsch einzuplanen ist. Vor allem der Aufstieg über die Treppen am Teufelssee (111 Stufen) stellt gerade für ältere Besucher eine Herausforderung dar. Das gilt um so mehr für Wanderer sowie Kraftfahrer, die vom Dahme-Ufer oder von den dortigen Parkplätzen aus den südlichen Aufgang wählen, denn hier sind 243 Stufen zu bewältigen.
Die Nahverkehrsanbindung soll optimiert werden. »Das Unternehmen arbeitet hier auf Eigeninitiative und auf eigene Kosten an kurzfristigen Lösungen, um vor allem älteren Menschen den Besuch des Müggelturms zu erleichtern«, sagt Jennes. »Es geht dabei um eine Shuttle-Verbindung etwa zwischen der Bus-Haltestelle Chausseehaus und dem Müggelturm, die bei Veranstaltungen eventuell auch bis zum S-Bahnhof Köpenick führen könnte.«
Matthias Große sinnt über kreative Lösungen für das Verkehrsproblem nach, etwa den Einsatz von Elektrofahrzeugen. »Langfristig ist die direkte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz unabdingbar für den Erfolg des Müggelturms«, sagt er. »Unsere Erfahrung zeigt, dass man dafür im Bezirk viel Zeit braucht.«
Informationen zum Müggelturm - und auch zur Silvesterparty - gibt es im Netz unter www.müggelturm.berlin
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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