Gedenken an Opfer der Deportationen

  • swa
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Mahnmal »Gleis 17« am S-Bahnhof Grunewald liegt still und abgelegen dar. Dieser Eindruck bleibt auch, obwohl sich an diesem Mittwoch mehr als 200 Gäste zum Gedenken an die jüdischen Opfer der Deportationen versammelt haben, die sich in diesem Jahr zum 76. mal jährten. Von hier aus verschleppte das NS-Regime zum ersten Mal am 18. Oktober 1941 Berliner Jüdinnen und Juden. Mehr als 50 000 Berliner fielen diesen Mordaktionen zum Opfer, sie wurden in Ghettos und Konzentrationslager im Osten deportiert. Zum diesjährigen Gedenken sprachen unter anderem Bürgermeister Michael Müller (SPD) und die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau (LINKE). Eine Rednerin, die Berliner Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, stand besonders im Fokus. Die letzte Nachricht, die sie als damals 21-Jährige von ihrer Mutter auf einem Stück Papier las, lautete »Versuche, dein Leben zu machen«. Zuvor war die Mutter von der Gestapo entführt worden. Friedländer überlebte im Untergrund und appelliert an die Jugend, das Gedenken weiterzutragen, und eine Wiederholung der Geschichte niemals zuzulassen. Beim Gedenken waren auch Schülerinnen und Schüler des Hermann-Ehlers-Gymnasiums in Steglitz anwesend. Sie erhielten den Margot-Friedländer-Preis.

Mit ihrem Projekt »Archiv AG« erforschten die Schüler Akten ihrer Schule nach jüdischen Mitschülern zu Zeiten der NS-Diktatur. Sechs Biografien wurden vorgestellt, an denen sich die Ausbreitung des Antisemitismus zeigte. Zum Beispiel bei Kurt Gottschalk, der ursprünglich Jurist werden wollte. Ein Projektteilnehmer erklärt: »Seine Spur endet im Nichts, als hätte es ihn nie gegeben.« Es war der letzte jüdische Abiturient der Schule in der Nazizeit. Eine Schülerin resümiert: »Eines verbindet uns: Wünsche, Pläne, Hoffnungen und eine Vision - die bei unseren jüdischen Mitschülern von den Nazis brutal zerschlagen wurde.« swa Foto: nd/Ulli Winkler

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.