Bierhoff wird »Super-Minister« des DFB

Generalsekretär: Deutscher Fußball-Bund will eine Verschlankung der Strukturen

  • Sebastian Stiekel, Frankfurt
  • Lesedauer: 2 Min.

Oliver Bierhoff ist in Zukunft in allen sportlichen Fragen der starke Mann beim DFB. Im Zuge einer Strukturreform wurde er zum Direktor für die Bereiche Nationalmannschaften und Fußballentwicklung beim größten Sportfachverband der Welt befördert - und der Posten des Sportdirektors ganz nebenbei entsorgt.

Der »Kicker« nannte den 49-Jährigen den neuen »Super-Minister« des DFB. Denn in Bierhoffs Kompetenzbereich werden ab 1. Januar die Nationalteams der Männer und Frauen, die Juniorenauswahlteams, Talentförderung und Trainerausbildung und die geplante DFB-Akademie fallen.

Ziel der Reform sei eine »klarere Führung und Verschlankung der Strukturen im DFB«, sagte Generalsekretär Friedrich Curtius. Er hatte das neue Organigramm ausgearbeitet, das Präsidium segnete seine Vorschläge bei einer Sitzung in Frankfurt am Main ab. Künftig wird es in der Zentrale nur noch vier statt sieben Direktionen geben. »Wir haben Bereiche zusammengefasst, in denen es Überschneidungen gegeben hat, um Synergien zu schaffen. Und andere deutlicher voneinander abgegrenzt«, so Curtius.

Gerade im sportlichen Bereich hatte es im Verband des Weltmeisters über Jahre ein Nebeneinander von Kompetenzen gegeben. Bierhoff war seit 2004 für die Nationalelf zuständig. 2006 kam der Posten des Sportdirektors hinzu. Einen DFB-Sportdirektor wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Rein formal hat Bierhoff durch die Reform enorm an Macht und Einfluss gewonnen. In der Praxis werden sowohl er als auch die Nationalelf dadurch aber deutlich stärker in die Strukturen des Verbandes eingebunden. Bislang führte das Weltmeisterteam weitgehend ein Eigenleben im DFB. Künftig wird das nicht mehr so einfach möglich sein. Denn Bierhoff, Curtius und die drei anderen neuen Direktoren werden in Zukunft die Geschäftsführung des DFB bilden.

Auslöser der Strukturreform war eine Mischung aus äußerem und innerem Druck auf den DFB. Die 2015 enthüllte und noch immer nicht aufgeklärte Affäre um die WM 2006 kostete den Verband einen Präsidenten, einen Generalsekretär und jede Menge Glaubwürdigkeit. Erst am Freitag musste der DFB einräumen, dass das Finanzamt für 2006 geänderte Steuerbescheide über 19,2 Millionen Euro erlassen hat. Der Verband will diese Entscheidung anfechten. Hinzu kam das verheerende Ergebnis einer internen Befragung durch die Unternehmensberatung McKinsey. Danach prangerten die Mitarbeiter u. a. Führungsschwächen, fehlende Strategien und komplizierte Entscheidungswege innerhalb des DFB an. dpa/nd

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