Der große Fußball kehrt nach Magdeburg zurück
Lohn für die gute Entwicklung: Im DFB-Pokal empfängt der FCM Titelverteidiger Borussia Dortmund
Vom Europapokalsieg in die Insolvenz: Seit dem Mauerfall rang der 1. FC Magdeburg lange um seine Existenz im Profifußball der geeinten Republik. Manchmal so bemüht, dass er daran zu zerbrechen drohte. Der Triumph im Europacup der Pokalsieger von 1974 vergilbte im Kampf um neue Strukturen, es gab wenig zu feiern. Bis jetzt. Das internationale Geschäft bleibt für den Drittligisten zwar eine Utopie, die Rückkehr des großen Fußballs an die Elbe aber keinesfalls.
»Früher wurde zu viel geträumt, heute wird gearbeitet«, fasst DDR-Legende Joachim Streich treffend zusammen. Heute steht Magdeburg auf Platz zwei der dritten Liga, einem Aufstiegsrang, und spielt am Dienstagabend in der zweite Runde des DFB-Pokals gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund.
Darauf deutete Anfang des neuen Jahrtausends noch nicht allzu viel hin. Der Verein war am Boden. Die Magdeburger hatten sich am eigenen Erfolg verhoben. 2001 preschte der damalige Viertligist bis ins Viertelfinale des Pokals und zwang in der zweiten Runde gar Bayern München im Elfmeterschießen in die Knie. In derselben Spielzeit stieg der 1. FCM in die Regionalliga auf, verzettelte sich jedoch beim Etat. Die Lizenz gab es nur gegen Auflagen, ein Jahr später folgten Insolvenz und Zwangsabstieg.
Mitte der 90er Jahre hatte der frühere Präsident Eckard Meyer noch das Ziel verkündet, »Bundesligafußball« innerhalb von zehn Jahren erreichen zu wollen. Das war spätestens 2002 ein illusorisches Vorhaben.
In der sportlichen Bedeutungslosigkeit ist der 1. FC Magdeburg genesen. »Es gibt keine persönlichen Eitelkeiten mehr. Vom Präsidenten bis zur Waschfrau gehen alle in dieselbe Richtung«, sagt Mario Kallnik. Der heutige Geschäftsführer war nach der Pleite 2002, die er als Kapitän miterlebt hatte, dem Verein als einziger Spieler treu geblieben. »Der 1. FC Magdeburg ist kerngesund«, freut sich Kallnik heute. Nach dem Drittligaaufstieg 2015 spülten Ticketverkäufe, Fernsehrechte und neue Sponsoren zusätzliches Geld in die Kasse.
Ein Lohn der guten Arbeit ist das Duell mit dem BVB, in der ersten Pokalrunde musste bereits Erstligist Augsburg dran glauben. »Wir sind Pokal, wir können Pokal - dieser Glaube hat sich über Generationen verfestigt. Diese Spiele elektrisieren alle. Manche Gegner wundern sich, was hier im Stadion abgeht«, weiß Streich.
Einer, der genau weiß, was dort abgeht, ist BVB-Kapitän Marcel Schmelzer. Der gebürtige Magdeburger spielte von 2001 bis 2005 beim FCM. Und ist außer sich vor Vorfreude: »Ich freue mich riesig auf die Anreise, die Zeit vor dem Spiel, die Ankunft im Stadion und darauf, in einem Pflichtspiel gegen meinen alten Verein anzutreten. Das ist ein Superlos.« SID/nd
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