Für Olympia noch einmal angreifen

Der Cottbuser Bahnsprinter Maximilian Levy blickt über die nächste WM auf Tokio 2020

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach dem Sieg in Berlin verkündeten Sie, eigentlich müsste ich jetzt aufhören, inzwischen hetzten Sie schon wieder beim Sechstagerennen in London um die Piste. War der Gedanke ans Aufhören ein Witz?

Die Äußerung kam wohl mehr aus der Emotion heraus, weil ich mich nach einem schweren Jahr über den Titelgewinn gefreut habe.

In welchem Zustand befindet sich die Olympiabahn von London?

Die Bahn wird stark für den Nachwuchs genutzt und hat dadurch schon ein bisschen gelitten, ist aber immer noch gut. Mit der nagelneuen Bahn in Berlin kommt sie natürlich nicht mehr mit.

Im vergangenen Winter wurden Sie als medizinisches Wunder beschrieben. Zwölf Tage nach einem Sturz auf der Bahn in Frankfurt an der Oder flitzten Sie in Berlin beim Sechstagerennen um die Bahn. Sie fuhren in 12,961 Sekunden Rundenbestzeit und gewannen das Sprintturnier. Dann mussten Sie erneut unters Messer. Ärgern Sie sich über das zu schnelle Comeback?

Ärgern? Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich dieses Blitz-Comeback gewagt habe, vielleicht wäre ich sonst gar nicht mehr auf die Bahn zurückgekehrt.

War eine Schraube locker oder wo lagen die Ursache für die zweite OP?

Die Schrauben waren fest. Mir wurde von Dr. Labs am Vivantes Klinikum eine Metallplatte in die Schulter operiert. Die Platte wurde mit sieben Schrauben befestigt. Leider reagierte mein Körper auf die Metalllegierung allergisch, also wurde die Platte wieder entfernt und durch eine neue mit einer anderen Legierung ersetzt. Die neue Platte wurde übrigens mit einer Schraube mehr, also mit acht Schrauben befestigt. Seither habe ich keine Schwierigkeiten damit.

Wie haben Sie sich auf die jüngste EM in Berlin vorbereitet?

Auf der Bahn habe ich in Cottbus und Frankfurt/Oder trainiert. Außerdem habe ich den gesamten Sommer über die Straßen des Spreewaldes unsicher gemacht. Meine Form stimmt also, wie die Ergebnisse beweisen.

Warum stiegen Sie ohne Pause gleich wieder in London aufs Rad?

In London wurde die Sechstagesaison eröffnet. Da muss man sich ins Gespräch bringen, schließlich bin ich Profi und muss auch einmal ans Geldverdienen denken.

Sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio für Sie ein Thema?

Da muss ich sehen wie Bundestrainer Detlef Uibel darüber denkt. Ich starte jetzt erst einmal beim Weltcup in Manchester und Kanada. Mein Abschneiden wird sicher entscheidend für eine WM-Nominierung im März 2018 in Apeldoorn sein. Nach der WM wird der Bundestrainer seine Konzeption für Olympia vorstellen. Wenn ich dabei eine Rolle spiele, werde ich versuchen, noch einmal in Richtung Olympia anzugreifen.

Spielt das Berliner Sechstagerennen im Januar 2018 in Ihren Planungen eine Rolle?

Unbedingt. Ich will im Dezember zur direkten Vorbereitung noch einmal eine Woche zum Training nach Mallorca, aber darüber muss ich erst noch einmal mit meiner Frau sprechen.

Ihre Frau war als Madeleine Sandig selbst mehrfache Deutsche Meisterin auf Bahn und Straße und gehörte 2012 zur deutschen Olympiamannschaft. Außerdem kommt sie als Nichte von Radstar Didi Thurau aus einer Radsportfamilie. Wie kann es da Probleme wegen eines Trainingslagers geben?

Sicher wird Madeleine überhaupt nichts gegen das Trainingslager einzuwenden haben. Aber man muss sich trotzdem in der Familie absprechen und kann nicht einfach den Macho rauskehren. Ich habe mit Madeleine und unseren beiden Töchtern - Tessa ist vier und Mila anderthalb - drei Frauen im Haus, da muss man schon Rücksicht nehmen.

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