Angriff abgewehrt
Auch im vierten Vergleich siegt der FC Bayern gegen RB Leipzig und ist wieder an der Spitze
Als Marcel Sabitzer hinterher über die neuerliche Niederlage beim FC Bayern sprach, klangen seine Ausführungen wie ein Plädoyer, den eigenen Vereinsnamen nicht mehr so wörtlich zu nehmen. Offiziell steht RB vor Leipzig zwar für »RasenBallsport«. Doch dass es sich dabei nur um eine Chiffre für den Hauptsponsor Red Bull handelt, wird schon beim Blick auf die Internetpräsenz des Vereins deutlich. Als die »Roten Bullen« firmiert RB Leipzig dort. Für Mittelfeldspieler Sabitzer ist genau das in den Vergleichen mit dem Rekordmeister das Problem - im übertragenen Sinne. »Die Devise für das nächste Bayern-Spiel ist: Elf gegen elf zu Ende spielen«, sagte der 23-Jährige.
Vier Mal hat sich der neue Konkurrent aus Sachsen bisher mit den Münchnern gemessen, drei Mal beendete der Emporkömmling die Spiele in Unterzahl, weil einer aus der Belegschaft der Bullen Rot gesehen hatte. So auch am Sonnabend in München. Und erschwerend kam hinzu, dass die Leipziger schon seit der 13. Minute mit einem Mann weniger auskommen mussten, weil ihr Kapitän und Abwehrchef Willi Orban nach einer Notbremse gegen Arjen Robben vom Feld gestellt worden war. Danach hatte der FC Bayern leichtes Spiel, ging rasch durch James Rodríguez in Führung (19.), entschied das einseitige Kräftemessen durch das zehnte Saisontor von Robert Lewandowski (38.) zum 2:0-Endstand noch vor der Pause und eroberte erstmals in dieser Saison die Tabellenführung.
Schon am Mittwoch im 120-minütigen Pokalkrimi gegen die Bayern in Leipzig samt 4:5-Niederlage im Elfmeterschießen war es ihnen ähnlich ergangen, als Naby Keita nach seiner Gelb-Roten Karte den Dienst einstellen musste (54.). Bei der ersten Verabredung im Dezember 2016 war Emil Forsberg nach einem groben Foulspiel gegen den damaligen Kapitän Philipp Lahm nach einer halben Stunde vom Platz gestellt worden, die Münchner siegten 3:0. »Das darf uns nicht passieren. Das müssen wir abstellen, wenn wir gegen die Bayern gewinnen wollen«, sagte Sabitzer nun. Er wünscht sich Reife Bullen. Nur bei der 4:5-Niederlage am 33. Spieltag der Vorsaison hatten die Leipziger das Spiel zu elft beendet. Bis zur 84. Minute hatten sie damals 4:2 geführt.
Von einem derart wilden Treiben war der nun vierte Sieg der Bayern im vierten Vergleich mit Leipzig weit entfernt. Vielmehr durften sich die Münchner neben dem erstmaligen Sprung auf Platz eins nach 161 Tagen daran erfreuen, auch den Angriff des neuen Konkurrenten vorerst abgewehrt zu haben. Und zudem über ihren fünften Sieg im fünften Auftritt unter dem zurückgekehrten Trainer Jupp Heynckes. »Wir haben maximalen Erfolg, seit Jupp da ist«, sagte Robben und erinnerte an den zwischenzeitlichen Rückstand von fünf Punkten auf Borussia Dortmund, der sich drei Spiele später in drei Punkte Vorsprung gewandelt hat. »Das war für uns natürlich ein toller Spieltag«, befand Jérôme Boateng, monierte aber: »Die zweite Halbzeit spielen wir ganz schlecht mit einem Mann mehr. Darüber müssen wir sprechen.«
Heynckes vernahm diese Kritik an zu wenig Tempo und Tordrang mit einem verdutzten Lächeln. »Ich habe mehr Erfahrung«, sagte der 72 Jahre alte Trainer und verwies auf die anstehende Dienstreisen in der Champions League zu Celtic Glasgow am Dienstag und am Sonnabend in der Liga zum BVB. Vernünftiger als auf viele Tore zu drängen sei ein stabiles Positionsspiel gewesen, sagte Heynckes, »für mich war es wichtig, wieder zu Null spielen zu können«. Seit er die Nachfolge von Carlo Ancelotti angetreten hat, haben die Münchner noch kein Gegentor aus dem Spiel heraus hinnehmen müssen.
Bekümmern mussten die Münchner allerdings Lewandowskis Oberschenkelbeschwerden. Kurz vor der Pause musste er ausgewechselt werden. Zwar gaben die Bayern rasch Entwarnung, schon bei Celtic sei sein Einsatz wohl möglich. Doch Lewandowskis Absenz wäre kaum aufzufangen. Sie haben ja nur den einen Stürmer. Sein Ersatz heißt Kwasi Okyere Wriedt, hauptamtlicher Nachwuchsstürmer der U23. In der Winterpause wollen sich die Münchner auf dem Transfermarkt umschauen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.