Katalanische Schnellschüsse

Alexander Isele findet die Unabhängigkeit überhastet

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

»Was du tust, tue es klug und bedenke das Ende!«, sagt eine uralte Weisheit. Die katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter haben sich verzockt. Mit dem Referendum haben sie gehofft, Madrid zu Gesprächen über mehr Autonomie zu bewegen, doch die Franco-Nachfolgepartei unter Ministerpräsident Rajoy hat nicht mal daran gedacht.

Gefangen in einer Spirale, in der Reaktion auf Reaktion folgte, hat das katalanische Regionalparlament die Loslösung von Spanien eingeleitet, ohne ein klares Angebot für die Zeit danach zu haben. Damit spaltet sie nicht nur die Katalanen, sondern nimmt den Absturz der Wirtschaft in Kauf und gefährdet damit die Lebensgrundlage der Menschen. Glauben die Befürworter wirklich, dass sie einen Machtkampf auf der Straße gewinnen können? Und selbst wenn sie es schaffen, wie soll ein unabhängiges Katalonien überleben, außerhalb der EU, ohne eigene Währung, mit Zollpflicht und Grenzkontrollen? Das wären die unmittelbaren Konsequenzen einer einseitig ausgerufenen Unabhängigkeit. Immer mehr Katalanen scheinen das zu bemerken: In Umfragen verlieren die Unabhängigkeitsbefürworter ihre bisherige hauchdünne Mehrheit, und die einflussreiche Bürgermeisterin Barcelonas distanziert sich.

Seinen Drohungen und Maximalforderungen musste Puigdemont irgendwann Taten folgen lassen. Diese Eile hat fatale Folgen: Nicht anerkannt und isoliert droht einer Republik Katalonien das Scheitern, bevor es sie überhaupt gibt.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -