Marx näher gebracht als so manches Philosophieseminar

Redakteure empfehlen

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 2 Min.
Als leidenschaftliche Weintrinkerin und als bekennende linke Socke war es nur eine Frage der Zeit, bis mir dieses Buch ins Auge fällt: »Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte - Ein Philosoph als Streiter für die Moselwinzer«. Als Studentin habe ich Marx von vorn bis hinten gelesen, nicht immer ganz freiwillig, meistens jedoch mit Erkenntnisgewinn. Von dem, was ich in dem gut 200-Seiten-Büchlein des Trierer Kunsthistorikers, Weindozenten und Stadtführer Jens Baumeister lese, habe ich bislang indes kaum etwas gewusst: Davon, dass Marx der Wein schon in die Wiege gelegt wurde, dass seine vermögenden Eltern Weinberge besaßen, dass der Heranwachsende alles andere als einen Bogen um die Rebensäfte seiner Heimat machte, dass er den Aufstieg und die größte Krise der Moselweinbauern mit allen Sinnen erlebte, und dass er sich als junger Redakteur der »Rheinischen Zeitung« mit einer Artikelserie vehement für die notleidenden Menschen an der Mosel einsetzte. Viele Jahre später schrieb er in seinem Londoner Exil, dies sei das erste Mal gewesen, dass er sich mit wirtschaftlichen Fragen auseinandersetzte. Oder anders gesagt: Die Krise der Moselwinzer, die eine verheerende Auswirkung auf die gesamte Bevölkerung der Region hatte und eine riesige Auswanderungswelle nach sich zog, führte letztlich zum »Kapital« und zu all den anderen Werken, mit denen sich die meisten von uns während des Studiums herumschlugen. Manches haben wir verstanden, einiges nur halb, vieles nicht.

Jens Baumeisters Buch indes habe ich regelrecht verschlungen, und es hat mir Marx näher gebracht als so manches trockene Philosophieseminar an der Uni. (Bei dem es selbstverständlich auch keinen Wein zum begleitenden Verstehen gab.)

Ich jedenfalls kann es allen Wein- und Marxfreunden nur empfehlen. Erhältlich im nd-Shop für 14,90 €. Wer es dann auch noch signiert haben möchte, der sollte sich die Lesungen merken, die Jens Baumeister demnächst in Berlin halten wird: Am 3. Dezember, 16 Uhr, im Café Manstein in der Mansteinstr. 4, und am 7. Dezember, 18.30 Uhr, im Café Sibylle in der Karl-Marx-Allee 72.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!