- Politik
- UN-Klimakonferenz in Bonn
Protestklima zum Gipfelbeginn
Umweltschützer demonstrieren vor Braunkohlekraftwerk Neurath / Großdemonstration am Samstag in Bonn / Ende Gelände will Kohleinfrastruktur lahmlegen
Von Bonn, dem Tagungsort der 23. Weltklimakonferenz, bis zum Braunkohletagebau Hambach sind es gerade einmal 40 Kilometer. Kein Wunder also, dass viele Protestaktionen rund um den Klimagipfel sich direkt auf die Kohleverstromung in Deutschland beziehen.
So protestierten schon am Freitag etwa 100 Mitglieder des Bündnisses »Klima schützen – Kohle stoppen!« vor dem Braunkohlekraftwerk Neurath. Symbolisch wurden mehrere große Luftballons mit CO2 aus dem Kraftwerk befüllt. Neurath ist eines der schmutzigsten Kraftwerke in Europa und stößt jährlich 31 Millionen Tonnen CO2 aus. Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND in Nordrhein-Westfalen, erklärte zu der Aktion: »Glaubwürdige Klimapolitik fängt vor der eigenen Haustür an. Im Rheinischen Braunkohlenrevier wird sich entscheiden, ob Deutschland seine Verpflichtungen zum Klimaschutz erfüllen kann. Das geht nur mit dem schnellen Ende für die klimaschädliche Kohle.« Als Ausrichter der UN-Klimakonferenz müsse Deutschland endlich seiner globalen Verpflichtung zur Klimagerechtigkeit nachkommen.
Die vor dem Kraftwerk befüllten Ballons sollen auch auf der am Samstag stattfindenden Großdemonstration eine Rolle spielen. Im Vordergrund des Protestmarsches stehen die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels, was sich auch in der international besetzten Rednerliste widerspiegelt. So sprechen Umweltaktivisten von den Philippinen, aus Mosambik, Senegal, Peru und den USA. Auch die Pacific Climate Warriors treten bei der Großdemonstration auf. Bei ihnen handelt es sich um einen Zusammenschluss von Aktivisten aus dem Pazifikraum. Sie fordern den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen und finanzielle Hilfen für Regionen, die schon jetzt mit »irreversiblen Verlusten und Schäden zu kämpfen haben«.
Für die Pacific Climate Warriors endet der Protest jedoch nicht am Samstag. Am Sonntag wollen sie das Aktionsbündnis Ende Gelände unterstützen. Ende Gelände setzt seit mehreren Jahren auf Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Kohleinfrastruktur in Deutschland. Zuletzt hatte das Bündnis im August mit Schienenblockaden versucht, die Versorgung von Kohlekraftwerken im Rheinland zu unterbrechen.
Auch an diesem Sonntag will Ende Gelände wieder die Kohleinfrastruktur im rheinischen Braunkohlerevier lahmlegen. »Es ist absurd, dass in Bonn über Klimaschutz verhandelt wird, während in Berlin der Kohleausstieg blockiert wird. Alle Absichtserklärungen zum Pariser Klimaschutz-Abkommen bleiben Schall und Rauch, solange die Industrie in Deutschland die Klimakrise mit Kohlekraftwerken weiter befeuert«, sagt Dorothee Häußermann, Sprecherin von Ende Gelände. »Deshalb stehen wir mit Aktionen des zivilen Ungehorsams für Klimagerechtigkeit ein, gegen die Untätigkeit auf allen Ebenen und gegen das Geschachere um einzelne Emissionsprozente«, so Häußermann.
Ob es dem Bündnis gelingt, so effektiv zu protestieren wie sonst, dahinter steht indes ein Fragezeichen. Erstmals gibt es kein Camp als gemeinsamem Ort des Aufbruchs, sondern die Aktivisten sind im gesamten Rheinland untergekommen. Ein angemeldetes Camp war von der Polizei nicht als Versammlung anerkannt worden, das Aachener Verwaltungsgericht lehnte einen Eilantrag ab.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!