Tausende demonstrierten für Kohle-Ausstieg

Massenprotest in Bonn vor Weltklimakonferenz / US-Behörden veröffentlichen düsteren Klimareport

  • Lesedauer: 2 Min.

Bonn. Zwei Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz haben in Bonn mehrere tausend Menschen für den Kohle-Ausstieg und eine umfassende Energiewende demonstriert. Sie schwenkten Transparente mit Aufschriften wie »Klimakiller=Menschenkiller=RWE« und »Trump: Climate Genocide« (Trump: Klima Genozid). »Ihr von der Kohle-Lobby, zieht euch warm an - wir lassen nicht mehr locker!«, rief eine Rednerin am Samstag in der Bonner Innenstadt.

Mehr als 100 Umweltschutz- und Bürgerrechtsorganisationen hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Die Veranstalter sprachen von 25.000 Teilnehmern. Etwa 1000 Radfahrer stießen von Köln aus zu der Kundgebung. Nach Angaben der Polizei verliefen die Aktionen ohne Zwischenfälle.

Zu den Blickfängern des Demonstrationszuges gehörte eine große Erdkugel von Greenpeace, auf der Kohlekraftwerke eine dunkelgraue Wolke mit dem Gesicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausstießen. Darunter stand die Forderung: »Raus aus der Kohle, Frau Merkel!«

Viel Aufmerksamkeit erregte auch eine Nachbildung der amerikanischen Freiheitsstatue mit rauchender Fackel und der Forderung nach »Freedom to pollute« (Freiheit zum Verschmutzen).

Bei der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz in Bonn geht es darum, die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens von 2015 konkret umzusetzen. Zudem hoffen viele Länder auf ein klares Signal gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, aus dem Abkommen auszusteigen.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid sagte, der Klimaschutz sei die »erste Bewährungsprobe« der künftigen Bundesregierung. »Die ganze Welt schaut auf Bonn und sieht, dass ausgerechnet der Gastgeber der Klimakonferenz dabei ist, sein eigenes Ziel meilenweit zu verfehlen«, kritisierte Smid. »Diese Blamage können sich weder Deutschland noch der Klimaschutz leisten.«

Kritik an Kanzlerin Merkel kam auch von dem Oxfam-Experten Jan Kowalzig. »Ausgerechnet zur Bonner Weltklimakonferenz muss die Bundesregierung kleinlaut ihr klimapolitisches Versagen einräumen«, sagte er. Das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, werde »krachend verfehlt«.

Ebenfalls am Samstag veröffentlichten 13 US-Behörden einen düsteren Klimareport. Darin kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die globale Erwärmung zum weitaus größten Teil von Menschenhand verursacht werde. Sie warnen zudem vor einem möglichen Anstieg der Meeresspiegel um bis zu gut 2,40 Meter bis zum Jahr 2100. Trotz des deutlichen Kontrasts zu den Standpunkten von US-Präsident Donald Trump versuchte das Weiße Haus nicht, die per Gesetz alle vier Jahre vorgeschriebene Veröffentlichung zu blockieren. Zu der Klimakonferenz in Bonn werden aus den USA unter anderem der kalifornische Gouverneur Jerry Brown, sein Vorgänger Arnold Schwarzenegger, der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg und Friedensnobelpreisträger Al Gore erwartet. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.