Auch dreckige Punkte zählen

Hertha BSC erkämpft sich ein 3:3 in Wolfsburg

  • Jens Mende und Nikolai Huland, Wolfsburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Noch lange nach dem »dreckigen Punkt« von Wolfsburg, wie Davie Selke das spektakuläre Remis beim VfL bezeichnete, schlugen die Wogen hoch bei Hertha BSC. »Mir ist jetzt noch schwindlig«, erklärte Manager Michael Preetz. Das Auf und Ab beim 3:3 wurde mit etwas Abstand beim Berliner Fußball-Bundesligisten als weiterer Schritt zu Beruhigung der Situation bewertet. Auch wenn Hertha in fremden Stadion weiter ohne Ligasieg ist, erklärte Kapitän Vedad Ibisevic: »Schon letztes Jahr hatten wir auswärts Schwierigkeiten. Dieses Jahr machen wir es aber besser.«

Trainer Pal Dardai sprach angesichts des wilden Spielverlaufs von einem »guten Punkt«. Denn erstens bestand Hertha den Härtetest in einer Atmosphäre, die nach gleich zwei vom Videoassistenten zurückgenommenen Toren »tatsächlich sehr aufgeheizt war«, wie Dardai befand. Zudem hatte seine laute Kabinenansprache in der Halbzeitpause offenbar gefruchtet und Hertha stellte sich besser auf die aggressiv und temporeich agierenden Gastgeber ein. »Wir haben einen Punkt der Moral mitgenommen«, betonte Verteidiger Sebastian Langkamp.

Die Diskussionen um den Videobeweis in der Liga könnten durchaus entschärft werden, glaubt Berlins Trainer. Zumal Jochen Drees dieses Mal genau richtig lag, als er beide zunächst von Referee Robert Kampa gegebenen Wolfsburger Treffer von Mario Gomez und Yunus Malli korrigierte. »Es wäre besser, wenn die Szenen dem Publikum über die Leinwand gezeigt würden, da es sehr viel Unruhe reinbringt und sehr lange dauert«, sagte Dardai.

»Für uns war das auch komisch. Beim ersten Tor war uns nicht bewusst, dass er abseits stand. Beim zweiten schon, weil er ihn klar abgefälscht hatte«, berichtete Herthas Verteidiger Langkamp. Stürmer Salomon Kalou ergänzte: »Wenn du triffst, weißt du nicht, ob du jubeln sollst. Es tötet ein bisschen den Moment. Aber wir versuchen, uns an die Situation anzupassen.«

Erst in der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft angefangen, Fußball zu spielen, sagte Dardai zum erst dritten Auswärtspunkt der Saison. »Wenn man drei Tore schießt, ist es nicht frech, zu sagen, wir haben es auch verdient, einen Punkt mitzunehmen.« Auch Langkamp lobte die Offensivbemühungen seiner Vorderleute: »Das geht in die richtige Richtung. Man hat aber gesehen, dass noch ein bisschen die Balance fehlte. Daran gilt es in den nächsten Wochen zu arbeiten. So dass wir wieder ein gutes Gefühl bekommen, was die Offensive und die Defensive betrifft.«

Nach der Länderspielpause darf Hertha gegen Mönchengladbach wieder zu Hause spielen, immerhin ist Berlin die siebtstärkste Heimmannschaft der Liga. Dass mit Ibisevic und Selke beide Stoßstürmer in Wolfsburg getroffen haben, vergrößert den Optimismus umso mehr. »Wir wissen, dass er treffen kann. Er hat seine Chance genutzt. Das zeigt, dass er ein großartiger Stürmer ist«, sagte Kalou über Kapitän Ibisevic. »Ich habe keinen Zweifel, dass er noch viele Tore schießen wird, wenn er die Chancen bekommt.« dpa/nd

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