Bezirk Leipzig mit anderen Mitteln

Die touristische Großregion um die sächsische Messestadt reicht bis vor die Tore Dresdens

  • Harald Lachmann, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.

Leipzig wächst, und das - Stichwort: Einwohnerboom - nicht nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen. Fast unbemerkt dehnt Sachsens größte Metropole ihren Einfluss auch immer stärker auf Gebiete aus, die scheinbar weitab liegen. So umfasst die bereits 2015 etablierte touristische Dachmarke »Leipzig Region« die drei Teilbereiche Leipziger Neuseenland, Sächsisches Burgenland und Sächsisches Heideland - und erstreckt sich bis nach Ostthüringen und in einige sachsen-anhaltische Zipfel um Bitterfeld. Und im Süden und Südosten geht es bis kurz vor die Tore von Chemnitz und Dresden.

Das gemeinsam unter »Leipzig Region« vermarktete Gebiet vereinigt damit nicht nur wieder den gesamten früheren DDR-Bezirk Leipzig, der nach 1990 zweimal arg amputiert wurde: erst durch die Abtrennung der nunmehr zu Thüringen zählenden Kreise Altenburg und Schmölln, dann 2012 mit der Bildung der neuen Landesdirektion Sachsen. Damals wurde der seit 1952 zu Leipzig gehörende Landkreis Döbeln strukturell der Chemnitzer Außenstelle zugeschlagen. Das Rumpfgebiet, das seither noch von Leipzig verwaltet wird, wirkt auf der Karte wie eine abgehängte Randlage.

Doch nun fanden nicht nur Altenburg als Teil des Burgenlandes sowie Döbeln - inzwischen zum Landkreis Mittelsachsen gehörend - unter dem Leipziger Dach zumindest touristisch wieder zusammen. Auch Städte im unmittelbaren Dunstkreis von Chemnitz und Dresden - etwa Glauchau, Rochlitz, Limbach-Oberfrohna, Mittweida oder Nossen - finden es offenbar lohnend, ihre Reize unter Leipziger Flagge zu vermarkten. Möglich machte das ein Geschäftsbesorgungsvertrag, den der Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland e.V. in Waldheim bereits 2013 zur Intensivierung der Kooperation mit der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH vereinbarte.

Damit etablierte sich die inzwischen größte und übernachtungsstärkste Destination in ganz Sachsen. Laut LTM-Geschäftsführer Volker Bremer vereinigt »Leipzig Region« mehr als ein Viertel des gewerblichen Übernachtungsvolumens im Freistaat. Konkret handelt es sich um jährlich rund fünf Millionen Übernachtungen und damit einen Bruttoumsatz von gut zwei Milliarden Euro. Dass Leipzig selbst dabei klar seiner Rolle als Zugpferd gerecht wird, zeigten auch die Gästezahlen von 2016, als die Messestadt mit 2,9 Millionen Übernachtungen das beste touristische Jahr seiner Geschichte vermelden konnte. 2017 wolle man die Drei-Millionen-Marke knacken, so Bremer.

In der Sache scheint sich eine Arbeitsteilung zwischen den Partnern zu bewähren. Dabei ist die Leipziger Agentur für das touristische Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit in der Metropole wie auch in der Region zuständig. Beim Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland verbleibt die strukturelle und qualitative Entwicklung dieser ländlichen Destinationen, in denen etwa 17 Schlösser, Burgen und Jagdhäuser, ein Schaubergwerk, zwei Sternwarten, zwei Türmerwohnungen, drei Heimattierparks sowie 37 Museen, Gedenkstätten und Ausstellungen um Besucher werben.

Zu den Museen gehören auch einige Expositionen, wie man sie bundesweit kaum ein zweites Mal findet, so ein Turmuhrenmuseum in Naunhof, ein Waagenmuseum in Oschatz, ein Sanitäts- und Lazarettmuseum in Seifertshain, ein Dentalhistorisches Museum in Colditz sowie der frühere Stasi-Bunker in Machern.

Gefragt ist auch das Leipziger Neuseenland: Es umfasst 16 Gewässer, die weitgehend durch die Flutung früherer Tagebaurestlöcher entstanden sind. Sie dienen heute vor allem dem Tourismus und der Naherholung, mehrere Ausflugsschiffe verkehren dort bereits. Doch auch der Naturschutz und die Hochwasservorsorge spielen natürlich eine Rolle.

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