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Warten auf Mays Untergang
Nelli Tügel über Auflösungserscheinungen auf der einen Seite des Brexit-Verhandlungstisches
Same procedure as every month … So denkt man inzwischen, wenn wieder einmal Brexit-Verhandlungen ins Haus stehen. Immer das Gleiche: blankes Chaos auf Seite der Briten, inszeniert beherrschtes Anmahnen von »Fortschritten« in Brüssel. Am Donnerstag und Freitag nun also findet die sechste Gesprächsrunde über den Austritt Großbritanniens aus der EU statt. Für May könnte der Zeitpunkt ungünstiger nicht sein: Stolpernd und taumelnd versucht sie dem zunehmenden Verfall ihres Kabinetts zum trotz das Land zu regieren. Schon seit den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juni, die die Tories die Mehrheit kosteten, macht sie eine denkbar schlechte Figur.
Inzwischen aber spitzt sich die Regierungskrise im Vereinigten Königreich noch einmal tüchtig zu: Zwei Minister mussten innerhalb einer Woche gehen, weitere könnten bald folgen. Die EU auf der anderen Seite des Verhandlungstisches drängelt zwar, tatsächlich aber kann sich Chefverhandler Michel Barnier recht entspannt zurücklehnen: Eine derart schwache Regierung wie die britische kann gar nichts durchsetzen, was für die EU nicht verkraftbar wäre. Es hat gar den Anschein, östlich der Nordsee warte man inzwischen weniger auf »Fortschritte« als vielmehr darauf, dass May bald fällt. Ein Plan für dieses Szenario liegt mit Sicherheit längst in Brüsseler Schubladen bereit.
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