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Die Messer sind gewetzt
Gabriele Oertel über das sich abzeichnende Ende von Horst Seehofer an der CSU-Spitze
Nein, es war wirklich keine gute Woche für Horst Seehofer. Mit dem Aufstand des Parteinachwuchses gegen den CSU-Chef in Erlangen am vergangenen Wochenende unter nicht eben loyaler Mitwirkung seines sich mehr und mehr zum Widersacher entwickelnden Kronprinzen Markus Söder gelten wieder einmal im Intrigantenstadl Bayern die Messer als gewetzt.
Kein einziger verdammter Tag seither, an dem Seehofer verschont geblieben wäre. Da meldet sich ein Kreisvorsitzender, dort ein Ortsverein, um die Lösung der Nachfolgefrage in der bayerischen Staatskanzlei und/oder der CSU-Zentrale anzumahnen. Böse Umfragen machen die Runde, nach denen der Ingolstädter mehrheitlich als für den Rückzug reif befunden wird. Vernichtende Schlagzeilen sind landauf, landab zu lesen, die dem Hünen attestieren, sich mit seinem »Ich trete ab« und »Ich trete wieder an« völlig verzockt zu haben.
Und ja, inzwischen rennt Horst Seehofer die Zeit davon. Die von ihm noch einmal erbetene Galgenfrist bis zum Ende des Armdrückens der Möchtegern-Koalitionäre in der Hauptstadt kann angesichts der immerhin noch 125 strittigen Punkte zwar noch ein Weilchen dauern. Aber dass die Parteifreunde in Franken, Ober- und Niederbayern wirklich noch so lange die Füße stillhalten und ihm dann obendrein noch die zwei von ihm gewünschten Tage zum Nachdenken einräumen, kann ihr Oberverhandler im fernen Berlin offenbar kaum noch hoffen.
Womöglich ist er der Einzige aus dem Kreis der vier um Macht und Posten, Punkt und Komma ringenden Parteien, der demnächst Jamaika leibhaftig erleben kann - weil er als Politrentner nicht nur im Keller mit der so lange vernachlässigten Spielzeugeisenbahn hantieren will, sondern plötzlich die Muße für echte Fernreisen hat. Mit 68 Jahren kann das Leben schließlich auch noch anfangen.
Vielleicht zaubert Horst Seehofer ja doch noch ein Ass aus dem Ärmel, um den von ihm ungeliebten Finanz- und Heimatminister an der Spitze von Partei und Regierung des Freistaates zu verhindern. Seinem Pressespiegel konnte er die ganze Woche so manchen Personalvorschlag entnehmen: Alexander Dobrindt, Joachim Herrmann, Manfred Weber.
Nur Karl-Theodor zu Guttenberg ist nicht dabei. Dabei wäre der ihm vermutlich der liebste von allen. Doch auch mit dem hat Seehofer zu lange und zu genüsslich seine taktischen Spielchen getrieben. Wie mit der Kanzlerin, die er bestimmt gerade jetzt für seine Lage verantwortlich macht. Dabei hätte ein Profi wie er in den letzten zwölf Jahren genügend Zeit gehabt und ausreichend Beispiele miterlebt, um zu verinnerlichen, was Merkel mit ihren Widersachern macht. Sie wartet einfach, bis die sich selbst ein Bein stellen. Oder hilft ein kleines bisschen nach.
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