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An Grenzen stoßen

Mit 41 Jahren hat Torwart Petr Stochl mit den Handballern der Füchse Berlin noch Großes vor

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 4 Min.

Sie sind mit 41 Jahren noch immer in absoluter Topform. Wie halten Sie sich nach so vielen Jahren Leistungssport fit?

Es freut mich, wenn ich immer noch Spitzenleistungen bringen kann. Ich muss dafür aber mehr machen als meine Mannschaftskameraden. Mein Stretchingprogramm dehne ich immer weiter aus, denn ich will optimale Leistungen bringen. Die Form ist gut, aber vom Gefühl her spüre ich, dass ich an Grenzen stoße. Zu 99,9 Prozent werde ich deshalb nach der Saison aufhören. Sollten wir Meister werden, höre ich zu 100 Prozent auf, denn einen schöneren Abschluss kann es dann mit 42 Jahren nicht geben.

Zur Person
Am Donnerstagabend unterlagen die Handballer der Berliner Füchse im Spitzenspiel der Bundesliga der SG Flensburg-Handewitt mit 26:30. Im Tor stand auch wieder Petr Stochl. Selbst mit 41 Jahren bringt der Tscheche noch gegnerische Stürmer zum Verzweifeln. Manfred Hönel erzählt er, wie er sich auf diesem hohen Niveau fit hält, wie lange er noch im Tor stehen will, wie er überhaupt dahin kam, wie seine Pläne nach der aktiven Karriere aussehen und warum sein Team gerade so stark ist.

Die Füchse stehen im Moment noch an der Tabellenspitze. Sehen Sie denn die Chance auf den Titel?

Ich will eigentlich gar nicht vom Meistertitel reden. Aber wenn wir uns nicht solche Ausrutscher wie jetzt gegen Flensburg oder Hannover leisten, dann können wir ganz vorn mitspielen. Ein ganz wichtiges Ziel ist es, einen Startplatz in der Champions League zu sichern.

Haben Sie sich schon Gedanken über die Zukunft danach gemacht?

Nach 33 Jahren als Handballtorwart will ich natürlich in diesem Metier bleiben. Vielleicht klappt es mit einer Torwart-Trainerstelle bei den Füchsen. Ich ziehe aber mit meiner Familie auf alle Fälle in unser Haus nach Plzen. Zum Training würde ich dann nach Berlin kommen.

Die Füchse spielen auf hohem Niveau und in der Bundesliga ganz vorn mit. Worauf führen Sie die Stärke in dieser Saison zurück?

Jeder unserer Spieler geht konzen-triert auf das Parkett. Unser Spiel funktioniert durch unseren vollen Einsatz. Es gibt keine Niederlage, wo man sagen müsste, die war unnötig. Wenn wir, wie jetzt am Donnerstag gegen Flensburg, verloren haben, dann muss man zugeben: die Gegner haben besser gespielt. Wir schwimmen trotzdem auf einer Erfolgswelle, auf der wir weiter durch hartes Training reiten wollen.

Man sieht Sie oft auf dem Fahrrad. Radeln Sie von Westkreuz nach Hohenschönhausen zum Training?

Bei schönem Wetter strampele ich schon mal die 25 Kilometer quer durch die Stadt. Normal fahre ich mit dem Rad von zu Hause bis zur S-Bahn, dann steige in die Bahn und fahre erst die letzten vier Kilometer wieder mit dem Rad zur Trainingshalle.

Es gab Zeiten, da spielten zwölf Tschechen in der Bundesliga. Jetzt sind Sie fast als einziger Aufrechter übrig geblieben. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Zum Glück ist Hüttenberg aufgestiegen. Dadurch spielt mit Tomas Sklenak ein zweiter Landsmann in der Bundesliga. Einige Tschechen spielen in der zweiten Bundesliga. Wir müssen aber wieder mehr Spieler in die erste Bundesliga bringen. Das ist die beste Liga der Welt und dadurch auch für unsere Nationalmannschaft wichtig. Wir brauchen Führungsspieler - und die entwickeln sich am besten in der Bundesliga.

Sie stammen aus Plzen. Wo kaufen Sie hier Ihr Bier?

Ein Mal im Monat liefert die Pilsner Brauerei einen Tank frisches Urquell nach Berlin. Ich schaue dann, welche Gaststätten beliefert werden, fahre dahin und kaufe mein Bier.

Ihr Großvater war Fußballtorwart, Ihr Vater stand bei Skoda Plzen im Eishockeytor. Wie kamen Sie in den Handballkasten?

Angefangen habe ich im Eishockeytor. Mein älterer Bruder Jan war Handballtorwart. Er hat mich abgeworben. Mit 16, 17 Jahren stand ich noch beim Eishockey und beim Handball in der Kiste. Das wurde zu viel, da habe ich mich für Handball entschieden. Wie man sieht, war das richtig, obwohl im Sommer ein kleiner Ausflug ins Tor der Berliner Eisbären auch wieder Spaß gemacht hat. Mein Bruder Jan hat ja auch lange in der Bundesliga gespielt und arbeitet jetzt als Spielertrainer bei MAT Plzen.

Spielen bei so viel Familientradition Ihre beiden Söhne Jakub und Matei auch Handball?

Beide spielen in Spandau Handball. Ob einer von beiden einmal ins Tor geht, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Jakub ist zwölf und Matei erst acht.

Wie machen Sie das mit der Schule, wenn Sie nach fast 13 Jahren in Berlin zurück in die Heimat ziehen?

Es ist sicher kein Nachteil, wenn unsere beiden Jungs ziemlich perfekt Deutsch sprechen. Damit sie aber auch ihre Muttersprache beherrschen, reden wir zu Hause tschechisch. Ich denke, die beiden werden den Schulwechsel schon verkraften.

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